Der SPD-Politiker und ehemalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin hält das designierte SPD-Führungsduo für überfordert. "Norbert Walter-Borjans hat einige Führungsämter gehabt – Kämmerer in Köln, Finanzminister in Nordrhein-Westfalen. In allen Ämtern hat er sich nicht mit Ruhm bekleckert", sagte Sarrazin in der Sendung "Frühstart" der RTL/n-tv-Redaktion.
"Diejenigen, die ihn unmittelbar dabei sehen konnten, zum Beispiel seine Beamten, hielten und halten ihn für einen maximalen Versager", so der SPD-Politiker weiter.
Saskia Esken habe ihr höchstes Amt als stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirats von Baden-Württemberg gehabt, "wo sie es als ihre Aufgabe ansah, den zuständigen sozialdemokratischen Kultusminister maximal zu ärgern. Das war alles, was sie bisher führungsmäßig erfahren hat", sagte Sarrazin. Er halte die designierten SPD-Vorsitzenden "sowohl von ihrer Erfahrung her, als auch von ihren Einstellungen her, wie von ihren Fähigkeiten her für weit überfordert".
Der ehemalige Berliner Finanzsenator sieht in der Führung der Partei in den letzten Jahrzehnten "einen ständigen, kontinuierlichen geistigen Abstieg". Die Qualität einer Partei zeige sich nicht daran, wen sie in ihren Reihen habe, "sondern wen sie nach vorne stellt. Wenn eine Partei diejenigen, die es nicht können, nach vorne stellt, dann hat sie ein großes inneres Problem", so der SPD-Politiker weiter.
Vom SPD-Parteitag am kommenden Wochenende erwartet er Schadensbegrenzung: "Ich glaube, dass der Parteitag davon beherrscht sein wird, Schaden zu vermeiden. Die neue Führung weiß ja, dass sie den Austritt aus der GroKo nicht erzwingen kann. Das kann nur die Bundestagsfraktion tun", sagte Sarrazin.
Die SPD-Bundestagsfraktion, die mehrheitlich weitermachen wolle, wisse, "dass sie jetzt die neue Führung nicht vorführen" dürfe. "Insofern werden einige faule Kompromisse dabei rauskommen. Nach dem Motto: Wir müssen unser Profil schärfen, wir müssen sichtbarer werden, wir wollen noch ein bisschen mehr hier und da haben, aber das wird alles nichts helfen, denn die andere Seite darf ja nicht nachgeben", so der frühere Berliner Finanzsenator.
Wenn die Union jetzt nachgebe, werde sie ihre konservativen Wähler erst recht entfremden. "Sie wird also hart bleiben. Dann geht es darum, wer schuld ist, dass die Sache auseinandergeht. Am Ende wird keiner Schuld sein wollen, so dass ich vermute, dass diese Koalition auch noch die nächsten beiden Jahre halten wird", sagte Sarrazin in der Sendung "Frühstart" der RTL/n-tv-Redaktion.
Foto: Thilo Sarrazin, über dts Nachrichtenagentur