Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) warnt vor einem weiteren Anwachsen sogenannter Messer-Kriminalität.
"Ich glaube, dass wir es mit einer Verrohung unserer Gesellschaft zu tun haben. Früher flogen maximal die Fäuste, heute wird gleich das Messer gezückt. Außerdem stellen wir fest, dass sich immer mehr Jugendliche rein vorsorglich bewaffnen - weil sie Angst haben, selbst angegriffen zu werden. Das ist aber saugefährlich, weil dadurch Situationen viel schneller eskalieren", sagte Reul der "Bild-Zeitung" (Donnerstagsausgabe).
In dem Nordrhein-Westfalen seien 2019 insgesamt 6.827 Fälle registriert worden, davon 2.645 von Tätern mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit, berichtet die Zeitung.
Die Frage, ob es sich angesichts der hohen Zahl von Migranten unter den Tätern um ein importiertes Problem handele, verneinte der CDU-Politiker: "Der typische Messerangreifer ist männlich, erwachsen und deutsch. Wir haben aber auch knapp 40 Prozent ausländische Tatverdächtige. Also: Der größere Teil des Problems war schon immer hier, aber ein nicht unbeachtlicher Teil ist auch importiert."
Informationen über den Migrationshintergrund der deutschen Täter werden nicht erhoben und liegen deshalb nicht vor. Das Problem werde sicher nicht kleiner, so der nordrhein-westfälische Innenminister. Noch seien die Zahlen "nicht 100 Prozent belastbar. Vor allem fehlen uns Vergleichszahlen aus den Vorjahren", so der CDU-Politiker weiter.
Aber das erste Jahr der nordrhein-westfälischen Messerstatistik zeige: "Wir haben in diesem Bereich ein ernstes Problem. Und ich vermute: Es wird nicht kleiner, sondern größer. Deshalb müssen wir mit einer strikten Null-Toleranz-Linie dagegen vorgehen. Und: Wir müssen uns ganz besonders um die Verbreitung von Messern bei Jugendlichen und Heranwachsenden kümmern. Denn fast 30 Prozent der Tatverdächtigen sind unter 18", sagte Reul der "Bild-Zeitung".
"Die Zahlen sind erschreckend. Jede Messer-Attacke ist eine zuviel. Deshalb ist es wichtig und richtig, dass wir es den Ländern bei der Änderung des Waffengesetzes leichter gemacht haben, beispielsweise im Umfeld von Schulen, Freizeiteinrichtungen und im Nahverkehr, eigene Waffenverbotszonen einzurichten", sagte Innenstaatssekretär Stephan Mayer (CSU).
"Schonungslos offen", lobte Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), die Messer-Attacken-Bilanz aus Nordrhein-Westfalen. Ihn beunruhige aber der "hohe Anteil an Nichtdeutschen und Zuwanderern", so der Polizeigewerkschafter weiter.
Überrascht zeigte er sich von den knapp 40 Prozent Tatverdächtigen ohne deutschen Pass nicht: "Wir haben immer gesagt, dass manche Gruppen überrepräsentiert sind: Meistens Männer unter 25 Jahren, sehr häufig Nichtdeutsche und zu einem hohen Anteil Menschen, die hier angeblich um Schutz und Hilfe gebeten haben", sagte Wendt der "Bild-Zeitung".
Foto: Herbert Reul, über dts Nachrichtenagentur