Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) geht davon aus, dass sich die Menschen in Deutschland auf eine lange Phase des Verzichts einstellen müssen.
»Es wird weiterhin Einschränkungen geben müssen, sicher bis zum Ende des Jahres, wahrscheinlich darüber hinaus«, sagt Laschet in einem Gespräch in der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL. »Wir werden unser altes Leben noch lange nicht leben können. Abstand und Schutz werden Regel und Maßstab unseres Alltags bleiben.«
Der Ministerpräsident hatte zuletzt für eine Debatte über Exitstrategien plädiert, während Kanzlerin Angela Merkel die Erwartungen an Lockerungen gedämpft hatte. »Es gibt unterschiedliche Denkansätze«, sagt Laschet dazu. »Ich finde es wichtig, Perspektiven aufzuzeigen. Ich traue den Bürgern etwas zu. Und ich glaube, dass die Leute besser mitmachen, wenn man ihnen eine Perspektive gibt und öffentlich transparente Kriterien der Entscheidungsfindung diskutiert.«
Zum Vorwurf, er liefere sich in der Krise ein Fernduell mit dem bayerischen Landeschef Markus Söder, sagt Laschet: »Wir liefern uns kein Duell, das wäre auch angesichts der Lage komplett unangemessen. Markus Söder steht unter einem besonderen Druck: die Nähe zu Österreich, Ischgl, Südtirol, dann kam das Starkbierfest im Kreis Tirschenreuth dazu, wo die Zahl der Infizierten rasant anstieg. So hat jeder seine speziellen Belastungen.«
Im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Folgen der Krise brauche es »eine große europäische Kraftanstrengung, zu der wir Deutschen einen erheblichen Beitrag werden leisten müssen«, sagt Laschet im SPIEGEL. Auch andere Länder müssten wieder auf die Füße kommen, das betreffe insbesondere Italien, Spanien und Frankreich. »Wir brauchen neue Instrumente und sehr viel Geld. Es geht um Hunderte Milliarden Euro.«