Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, rechnet mit einem stark eingeschränkten Sommerurlaub der Deutschen.
"Im Moment spricht viel dafür, dass die Fernreisen dieses Jahr ausfallen müssen, was für viele Reisebüros und Reiseveranstalter einen enormen Einschnitt mit sich bringen würde", sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben). "Der Sommerurlaub dieses Jahr wird wahrscheinlich eher in Deutschland stattfinden."
Schutzmaßnahmen würden die Menschen beim Reisen noch einige Zeit begleiten, sagte Bareiß. "Wir brauchen schnellstmöglich einen verlässlichen, Plan, wie wir die schrittweise Lockerung der Einschränkung gestalten, damit sich die Menschen drauf einstellen können."
Sicherheit habe oberste Priorität. "Die Menschen und gerade auch die Risikogruppen sollen sich beim Reisen, dem Restaurantbesuch oder etwa im Wellnesshotel sicher fühlen." Das obligatorische Tragen von Schutzmasken oder auch regelmäßige Tests könne er sich dabei gut vorstellen. Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft zeigte sich enttäuscht, weil Bund und Länder "keine Perspektive" für den Fremdenverkehr in Deutschland eröffnet hätten.
"Wir brauchen kleine Schritte der Öffnung auch als Signal an unsere Unternehmer, dass sich Investitionen lohnen. Sie sind total verunsichert", sagte der Generalsekretär des Verbandes, Michael Rabe, den Funke-Zeitungen. Er befürchtet Umsatzeinbußen von bis zu 95 Prozent. Die Reisebranche mache vier Prozent des Bruttosozialprodukts aus und beschäftige allein in Deutschland drei Millionen Menschen. Das Ergebnis des Treffens der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten "war für uns eine große Enttäuschung", kritisierte Rabe.
"Sie haben über erste Schritte der Lockerung gesprochen, aber den Tourismus in diesem Zusammenhang mit keinem Wort erwähnt." Wenn es mit dem Tourismus wieder aufwärts gehe, dann zuerst im Inland, sagte der Tourismusforscher der Universität München Jürgen Schmude den Funke-Zeitungen. Da seien die Ferienhäuser- und Wohnungen im Vorteil. "Die größten Probleme werden die Bettenburgen haben", sagte Schmude.
Drei Bereiche werden nach seinen Worten besonders lange leiden: Geschäfts- und Städtereisen sowie die Kreuzfahrtindustrie. "Das Sommergeschäft ist immer noch am wichtigsten. Wenn es komplett ausfällt, werden wir ein Unternehmenssterben erleben", warnte Schmude.
Foto: Fahrwerk einer Boeing 747-400, über dts Nachrichtenagentur