Der frühere SPD-Politiker und Ex-Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin hat den nach umstrittenen Corona-Äußerungen bei den Grünen zunehmend isolierten Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer in Schutz genommen.
"Boris Palmer sagte in etwas gröberer Form etwa das, was Wolfgang Schäuble etwas abstrakter geäußert hatte", sagte Sarrazin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben). Offensichtlich sei, dass die Grünen Palmer mehrheitlich schon länger nicht mehr mögen würden.
"Jetzt sehen viele einen willkommenen Anlass, in Bezug auf Boris Palmer `reinen Tisch` zu machen", so Sarrazin. Ob dies den Grünen nutzen und Palmer schaden werde, halte er für offen. Es zeige sich einmal mehr, dass der öffentliche Kommunikationsraum eine Wildnis mit vielen Fallen sei. "Boris Palmer wünsche ich bei seinen weiteren Äußerungen Fortune und Geschick", sagte der frühere SPD-Politiker.
Die Grünen in Baden-Württemberg hatten Palmer inzwischen aufgefordert, selbst aus der Partei auszutreten. Palmer lehnte dies ab, heißt es. Zuvor hatte bereits die Bundespartei angekündigt, ihn politisch nicht mehr unterstützen zu wollen.
Der Tübinger Oberbürgermeister hatte die Maßnahmen der Corona-Bekämpfung kritisiert und gesagt: "Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären." Er erklärte seine Aussage mit der Sorge um armutsbedrohte Kinder vor allem in Entwicklungsländern, deren Leben durch die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns bedroht sei. Später entschuldigte sich Palmer für seine Wortwahl.
Foto: Thilo Sarrazin, über dts Nachrichtenagentur