Die Gehaltsaffäre im thüringischen Landesverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) weitet sich aus. In einem internen Prüfbericht kritisiert der Awo-Bundesvorstand nach Informationen des SPIEGEL überhöhte Gehälter und Zusatzleistungen für Geschäftsführer von Awo-Unternehmen in Thüringen.
Im Zentrum der Kritik steht der Awo-Manager Michael Hack, Geschäftsführer der gemeinnützigen Awo-Gesellschaft Alten-, Jugend- und Sozialhilfe (AJS) sowie mehrerer anderer Awo-Gliederungen. Dem vorläufigen Prüfbericht zufolge kommt Hack auf ein Bruttojahresgehalt von mehr als 310 000 Euro.
Zudem habe er eine »unangemessen« hoch vergütete Altersteilzeit vereinbart, heißt es in dem Papier. Angemessen ist aus Sicht der Prüfer nach verbandsinternen Vorgaben ein Jahresgehalt von maximal 140 000 Euro.
Hack teile sich die Geschäftsführung der AJS zudem mit zwei weiteren Geschäftsführern und einem Prokuristen, deren Gehälter nach Ansicht der Awo-Prüfer ebenfalls zu hoch sind. Insgesamt entstünden bei der AJS-Führung Gehaltskosten von 860 000 Euro im Jahr plus weiterer Ausgaben für Dienstwagen und Dienstwohnungen, so die Kontrolleure.
Hack war schon vor einigen Monaten wegen mutmaßlich überhöhter Bezüge kritisiert worden, ohne dass die genaue Höhe seines Gehalts bekannt war. In einem Brief an die Thüringer Arbeiterwohlfahrt schreiben der Präsident des Awo-Bundesverbands, Wilhelm Schmidt, und Awo-Bundesvorstand Wolfgang Stadler, sie seien mit ihrer Geduld am Ende.
Stadler und Schmidt drohen mit Rückforderungen, falls sich »Vorwürfe einer ungerechtfertigten Bereicherung oder der Untreue« bewahrheiten sollten. Zudem stellten sich weitere Fragen zu Pensionsdirektzusagen und anderen AJS-Tochterfirmen.
Die AJS-Spitze bestreitet, dass die verbandsinternen Vorgaben zu Gehältern auch für die gemeinnützige Gesellschaft bindend seien. Fehlende Unterlagen werde man nachreichen.