Weil sich in Libyen ein Ende des Bürgerkriegs abzeichnet, haben Menschenhändler offenbar wieder freie Hand. Das berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf libysche Offizielle, Augenzeugen und Menschenhändler. Die Schleuser kehrten in die Küstenstädte zurück.
Die Milizen, die Premier Fayez Sarraj im Kampf gegen den Warlord Khalifa Haftar unterstützten, verdienten auch am Schmuggel von Migranten. Sarraj und seine Truppen hätten, vor allem dank der Unterstützung der Türkei, in den vergangenen Wochen Boden gutgemacht.
Zumindest im Westen des Landes laufe das Geschäft der Schmuggler deshalb wieder an. Die Preise für die Überfahrt von Schutzsuchenden nach Europa seien deutlich gesunken. Europa müsse sich auf eine neue Fluchtbewegung einstellen, heißt es.
Vor allem Malta versuche derzeit mit brutalen Methoden, Migranten fernzuhalten. In den vergangenen Monaten habe die Regierung Flüchtlinge nach Italien abgedrängt und nach Libyen zurückgeschafft. Nun wolle sie die Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache ausweiten und dafür zusätzliche EU-Mittel beantragen.
Das UNO-Flüchtlingshilfswerk kritisierte den Deal. "In der Vereinbarung steht nichts über Menschenrechte, Flüchtlinge in Libyen werden nicht einmal erwähnt", sagte Vincent Cochetel, der Sonderbeauftragte für die Mittelmeerregion, dem "Spiegel". Das europäische Geld dürfe nur gezahlt werden, wenn es an Bedingungen geknüpft sei, zum Beispiel an die Schließung der Flüchtlingsgefängnisse in Libyen.
Foto: Libyen, über dts Nachrichtenagentur