Der Lübecker Mikrobiologe Werner Solbach rät von der Einführung sogenannter Immunitätsausweise ab. "Wir wissen nicht, ob der Mensch, der Antikörper hat, wirklich geschützt ist", sagte Solbach dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Freitagausgabe). Eine jüngst von ihm in Lübeck abgeschlossene Studie habe viele Uneindeutigkeiten zu Tage gefördert.
Er habe keinen Zweifel an den inzwischen üblichen Messmethoden als solchen. Jedoch sei unklar, was ein positiver Test auf Antikörper für den einzelnen Patienten medizinisch wirklich bedeute: "Wir wissen, dass die Antikörper da sind, wir wissen sogar, wie sie aussehen - wir wissen aber nicht, was sie können."
Der Deutsche Ethikrat berät derzeit über das Thema Immunitätsausweis. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die heikle Thematik an das Gremium abgegeben. Zuvor hatten Kritiker vor einer "Zwei-Klassen-Gesellschaft von Menschen mit und ohne Immunität" gewarnt. Solbach hatte mit dem Gesundheitsamt 110 Infizierte in der Region Lübeck untersucht.
Zahlreiche Patienten hatten zwar eine deutlich spürbare Covid-19-Erkrankung durchgemacht -wiesen aber keine Antikörper auf. Umgekehrt gab es auch Infizierte, die zwar keine oder fast keine Symptome hatten - aber später deutlich messbare Antikörper im Blut zeigten. "Es war ein sehr buntes Bild", sagte Solbach dem RND. Weitere Forschungsarbeiten seien nötig. Die Ergebnisse legten es aus seiner Sicht jedenfalls nicht nahe, jemandem aufgrund von Antikörpertests Immunität zuzusagen.
Foto: Fahrgäste mit Mund-Nasen-Schutz, über dts Nachrichtenagentur