Ein Kassenfunktionär sieht Ungeimpfte als Gefahr für die Gesellschaft. Sie sollen deshalb nicht die gleichen Freiheiten wie Geimpfte bekommen. Was anfangs noch undenkbar schien, scheint bald Wirklichkeit zu werden.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hat eine Kraftanstrengung zur Erreichung der Impfziele im Herbst gefordert.
„Wir müssen jetzt noch einmal alle Kraft in die Impfungen legen, damit bis zum Herbst möglichst viele Menschen geimpft sind“, sagte Lambrecht der BILD am SONNTAG. „Wir haben es dank der Impfung selbst in der Hand, die Pandemie zu überwinden. Wirklich jede und jeder ist aufgefordert, hier seinen Beitrag zu leisten und sich impfen zu lassen."
Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes INSA für die BILD am SONNTAG geben 17 Prozent der Menschen in Deutschland an, noch nicht geimpft zu sein und sich auch nicht impfen lassen zu wollen.
Am deutlichsten ausgeprägt ist diese Haltung bei Anhängern der AfD, die sich zu 44 Prozent nicht impfen lassen wollen. Außerdem gibt es im Osten deutlich mehr Impfverweigerer (22 Prozent) als im Westen (15 Prozent).
Lambrecht fordert, die Impfangebote zu erweitern, um eine ausreichend hohe Impfquote zu erreichen. "Die Gelegenheiten für Impfungen müssen weiter ausgebaut werden, auch durch niedrigschwellige Angebote wie etwa Impfmobile und Impfungen ohne vorherige Anmeldung“, so Lambrecht weiter. „Die Impfungen müssen da angeboten werden, wo die Menschen sind, also etwa in den Betrieben, den Universitäten und Berufsschulen."
Ein baldiges Ende der Corona-Maßnahmen sieht die Justizministerin jedoch nicht. „Bevor wir alle Maßnahmen aufheben können, müssen wir noch deutlich weiter in Richtung Herdenimmunität kommen."
Kein Lockdown für Geimpfte?
Geht es nach Kanzleramtsminister Helge Braun, müssen sich Geimpfte keine Sorgen machen, erneut mit Einschränkungen leben zu müssen. Er fordert, dass so lange die Impfungen gut wirken, kein erneuter Lockdown zu Lasten derer infrage kommt, die vollständig gegen das Virus geschützt sind.
Helge Braun baut seine Forderungen sogar noch weiter aus, indem er anregt, dass Bereiche und Institutionen, die im vergangenen Lockdown geschlossen waren, für Geimpfte weiter geöffnet bleiben sollen.
Freiheitseinschränkungen für Ungeimpfte
Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Rheinland-Pfalz, Peter Heinz, fordert massive Freiheitseinschränkungen für Ungeimpfte:
„Die Nicht-Geimpften haben nicht die Freiheit, ihre Maske abzulegen. Sie dürfen nicht ins Stadion, nicht ins Schwimmbad und nicht ohne Maske im Supermarkt einkaufen. Und man darf Ungeimpften und jenen mit nur einer einfachen Impfung nicht mehr gestatten, in den Urlaub zu fahren“, sagte er der „Rhein-Zeitung“.
Selbst mit einem negativen Test dürften Ungeimpfte seiner Ansicht nach nicht in den Urlaub fahren: „Das Freitesten schützt ja nicht. Wer zum Beispiel auf eine Insel mit einem negativen PCR-Test fährt, kann sich dort sehr wohl anstecken, fährt wieder nach Hause und ist Virusträger.“
„Wer Ungeimpften Freiheiten zurückgibt, verspielt die Chance, alle Menschen mit der Impfung zu erreichen“, sagte Heinz.
Man müssen den Menschen klarmachen: „Ohne Impfung gibt es keine Freiheiten. Ohne diesen Druck werden wir die Menschen nicht überzeugen.“ Ungeimpfte seien eine Gefahr für die Gesellschaft und dürften daher nicht die gleichen Freiheiten wie Geimpfte bekommen.