Der Abschuss von MH17 und des koreanischen Jumbojets KAL007 1983 über der Sowjetunion zeigt Parallelen: gleiche Taktik, vorsätzliche Lügen. - Die USA verfügen über alle Informationen, die den Schuldigen am Absturz der MH17 festnageln können. Dass sie diese Beweise nicht der Öffentlichkeit vorlegen, kann nur einen Grund haben: Russland war es nicht.
Von Peter Haisenko
Manchmal findet man ein publizistisches Juwel, das es heute so nicht mehr gibt. Die Transatlantiker wissen das zu verhindern. DIE ZEIT berichtete am 4. Oktober 1996 darüber, wie die Fakten über den Abschuss der KAL 007 am 31. August 1983 von den USA propagandistisch verfälscht worden sind. Es handelt sich hierbei sicher nicht um das einzige Mal und die Parallelen zu MH 17 drängen sich geradezu auf.
Mancher erinnert sich noch daran, wie der Sowjetunion von den USA vorgeworfen wurde, kaltblütig eine B 747 der Korean Airlines mit 269 Zivilisten an Bord abgeschossen zu haben. Die Empörung war groß und wieder einmal war der Nachweis erbracht, wie menschenverachtend das Sowjetimperium seine Interessen verfolgt. Erst 13 Jahre später erfolgte die Aufklärung darüber, dass der wahre Sachverhalt von der US-Propaganda unterdrückt worden war. Zu dieser Zeit war das aber nicht mehr als eine Randbemerkung der Geschichte. Niemand verlangte mehr nach einer Erklärung der US-Regierung zu ihren damaligen Lügen.
DIE ZEIT am 4. Oktober 1996 zum Abschuss von KAL007
Die Wahrheit über Flug 007
Die USA nutzten den Abschuß der koreanischen Maschine zu einer Propaganda-Aktion gegen die Sowjetunion
Es ging um Flug 007 der Korean Airlines. Die Maschine war am 31. August 1983 auf dem Weg nach Seoul mit 269 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord über eine sowjetische Flugabwehrraketenbasis geflogen und von Major Gennadij Osipowitsch mit seinem Suchoj-15-Jagdflieger abgeschossen worden. Jede Minute dieser Verfolgungsjagd und des Abschusses war von amerikanischen Aufklärungsstationen nahe der sowjetischen Grenze beobachtet worden.
Wir machten aus dem Band einen raffinierten Kurzfilm, der am 6. September dem Sicherheitsrat vorgeführt und anschließend per Satellit weltweit ausgestrahlt wurde. Damit begann eine neue Ära der populistischen Diplomatie. Das Video war eindringlich, überzeugend - und eine Fälschung.
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Unsere These lautete: Die Sowjets hatten bewußt und absichtlich ein Passagierflugzeug abgeschossen. Dabei hatten sie weder Warnschüsse abgegeben noch das Flugzeug zum Landen aufgefordert.
Der Film sollte - wie der damalige Außenminister George Shultz an Präsident Ronald Reagan schrieb - das Herzstück einer massiven öffentlichen Kampagne "zur Ausbeutung des Vorfalls" werden.
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In den letzten Jahren ist jedoch zusätzliches Material verfügbar geworden, aus dem deutlich wird, daß ich damals unvollständige Informationen erhalten habe: ausgewählte Äußerungen der Piloten und gar keine der Fluglotsen. Die vollständigen Abhörprotokolle zeigen, daß die Russen der Überzeugung waren, Flug 007 sei ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug des Typs RC-135, die routinemäßig in dieser Gegend flogen.
Parallelen zu MH 17
Soweit der der Bericht von Snyder. Betrachten wir nun, dass zur Zeit des Abschusses der MH 17 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der gesamte Funkverkehr in der Gegend von AWACS-Flugzeugen der NATO aufgezeichnet worden ist, ebenso wie die anderen Flugbewegungen in der Nähe des Absturzortes – inklusive der Anwesenheit ukrainischer Kampfflugzeuge. Wie „gefährlich“ für die US-NATO-Strategie müssen folglich diese Aufzeichnungen sein, dass, im Gegensatz zu KAL 007, nicht einmal Ausschnitte davon zur propagandistischen Verwendung taugen. Über jegliche Aufzeichnungen wird der Mantel des Schweigens verhängt. Auch Satelliten-Aufzeichnungen werden geheim gehalten.
Wer einmal lügt....
Snyders Bericht schweigt sich darüber aus, dass die USA durchgängig im Radarschatten von Zivilflugzeugen Spionageflüge gegen die Sowjetunion durchgeführt haben. So auch im Fall KAL 007. Zu dieser Zeit war es den sowjetischen Radartechnikern nicht möglich, Zivilflugzeuge von Spionageflügen zu unterscheiden, wenn sich das Spionageflugzeug nur dicht genug am zivilen Flugzeug aufhielt, was die Piloten der Zivilmaschine nicht bemerken konnten. Im Fall KAL 007 handelte es sich also um einen tragischen Irrtum, provoziert von der aggressiven amerikanischen Spionage innerhalb des sowjetischen Luftraums, was auch damals ein Verstoß gegen internationales Recht, ein kriegerischer Akt war.
Wir wissen also aus Snyders Bericht, dass die USA nicht nur im Irak-Krieg vorsätzliche Lügen und Verfälschungen eingesetzt haben, sondern dass sie noch nie davor zurückgeschreckt sind, ihre Gegner zu diffamieren, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot, auch wenn es noch so weit hergeholt war. Wenn wir nun noch vergleichen, mit welcher Geschwindigkeit ein Schuldiger für den Absturz der German Wings präsentiert worden ist, muss man sich nochmals besonders intensiv die Frage stellen, warum die Aufklärung der Ursachen des Absturzes der MH 17 seit nunmehr neun Monaten verschwiegen, verzögert und mit neuen Lügen verschleiert wird.
Eines muss jedem klar sein: Die USA, die NATO und auch unsere Regierung verfügen – wiederum mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – über alle Informationen, die den Schuldigen am Absturz der MH 17 festnageln können. Dass sie diese Beweise nicht der Öffentlichkeit vorlegen, kann nur einen Grund haben: Russland oder irgendwelche Separatisten waren es nicht. Die Beweislage dafür muss sogar so eindeutig sein, dass nicht einmal verfälschende Auszüge präsentiert werden, die Russland als Schuldigen erscheinen lassen könnten.
Welche Verfälschung der Wahrheit wird im nächsten Bericht präsentiert?
Im Juli 2015 muss nach internationaler Gepflogenheit der nächste Bericht zu MH 17 veröffentlicht werden. Ich bin schon sehr gespannt, mit welchen sybillinischen Formulierungen dieser „Bericht“ aufwarten wird, um weiterhin die Ergebnisse der Untersuchung zu verbergen. Vergessen wir nicht, dass der Ukraine das Recht zugestanden worden ist, darüber zu befinden, was veröffentlicht werden darf. Diese Tatsache an sich ist ein Rechtsbruch, denn in keinem rechtsstaatlichen Verfahren darf einem möglichen Täter das Recht zuerkannt werden, darüber zu bestimmen, was gegen ihn verwendet werden darf.
Leider muss festgestellt werden, dass sich die USA bereits seit Jahrzehnten über jedes (internationale) Recht gestellt haben. Ihre Soldaten dürfen nicht vor den internationalen Gerichtshof in Den Haag zitiert werden, gleichgültig, was sie verbrochen haben. Genauso wenig wie irgendjemand auf die Idee kommen könnte, US-Drohnenmorde zur Anklage zu bringen oder gar mit Sanktionen zu belegen.
Das Kalkül: Mit der Zeit erlahmt das Interesse
Wie frech die US-Regierung bereits bei mehreren Flugzeugunglücken die Wahrheit ins Gegenteil verkehrt haben, will ich an dieser Stelle nur an zwei Beispielen aufzeigen: TWA 800, die am 17 Juli 1996 vor Long Island abgeschossen worden ist: mit einer Rakete von einem amerikanischen Kriegsschiff. Nicht nur in diesem Fall wurden sogar die Fachleute, die Fluggesellschaften und Piloten belogen und mit einem gefälschten „Aufklärungsergebnis“ ruhig gestellt. Der Chefermittler der US-Flugsicherheitsbehörde hat sogar den Kongress belogen, indem er etwa 700 Augenzeugen als inexistent weggelogen hat, um die Schuld der US-Marine zu verbergen. Auch der Abschuss der italienischen Itavia 870 am 27. Juni 1980 durch ein US-Kampfflugzeug ist zehn Jahre als unaufgeklärt weggelogen worden, bis die Wahrheit niemanden mehr vom Hocker reißen konnte.
So ist zu befürchten, dass auch der Abschuss der MH 17 innerhalb der nächsten zehn Jahre mindestens in demselben unaufgeklärten Zustand verbleiben wird, der die Öffentlichkeit spaltet. Die eine Hälfte glaubt den Lügen der USA und NATO, die andere darf sich nicht sicher sein, ob ihre Gegenansicht nun wirklich die richtige ist. Ich denke, gerade für diese selbstständig denkende Hälfte dürfte es wichtig sein, sich in diesem Zusammenhang an KAL 007 zu erinnern.
Hier wissen wir, dass gefälscht, unterdrückt und gelogen worden ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass die USA-NATO auch im Fall MH 17 genauso brutal lügt und fälscht, wird mit dem Wissen über ähnliche Fälle der Vergangenheit mehr und mehr zur Gewissheit. Wie gesagt, wer einmal lügt...
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