Presse als Pressestelle der Pharmakonzerne? Medien haben jede Distanz zur Pharmaindustrie verloren und preisen sie als Heilsbringer. Der Verfall des Journalismus könnte kaum größer sein. Das war micht immer so. 1985 titelte der SPIEGEL: "Wie die Pharmaindustrie Bonn kaufte".
SPIEGEL 23.06.1985
SPIEGEL 2.1.2021
Deutsche Apothekerzeitung 2015:
„Pharmaindustrie schlimmer als die Mafia“
Eigentlich sollen Medikamente den Menschen helfen und der Gesundheit dienen. Doch die Realität sieht anders aus. Das jedenfalls meint der dänische Mediziner Peter Gøtzsche, der zunächst für Arzneimittelhersteller arbeitete und heute das Nordic Cochrane Center in Kopenhagen leitet. Seine These: Die Pharmaindustrie bringt mehr Menschen um als die Mafia. Er hält das gegenwärtige System der Arzneimittelproduktion, -vermarktung und -überwachung für gescheitert.
Transparency prangert Pharma-Firmen an
Transparency engagiert sich weltweit gegen Betrug in Staat und Gesellschaft. In der Deutschlandstudie der Gruppe wird die Pharmaindustrie als ein Hauptverantwortlicher genannt. Von Pharmafirmen würden Studien gefälscht, Behörden beeinflusst, Risiken verschwiegen und Selbsthilfegruppen unterwandert. Um dem zu begegnen, seien schärfere Gesetze nötig, hieß es.
Pandemie-Beauftragter der Regierung hat umstrittenen Beraterjob
Walter Haas, Koordinator der Influenza-Expertengruppe am staatlichen Robert-Koch-Institut (RKI), ist wissenschaftlicher Berater einer ausschließlich von der Pharmaindustrie finanzierten Vereinigung. Nach SPIEGEL-Informationen unterstützen zehn Arzneikonzerne die European Scientific Working Group on Influenza (ESWI), für die er tätig ist.
Unter ihnen befinden sich GlaxoSmithKline, Hersteller des deutschen -Impfstoffs, sowie der Schweizer , der das antivirale Mittel Tamiflu produziert. Nach eigenem Bekunden ist ESWI ein unabhängiger Forscherverbund. Er organisiert regelmäßig Grippe-Konferenzen mit vielen hundert Teilnehmern. Im Statut steht, der Verband kläre Politiker und Gesundheitsbehörden über "die Vorteile und die Sicherheit von Influenza-Impfstoffen und antiviralen Medikamenten" auf. Man befördere "eine Politik für die antivirale Bevorratung" und biete dazu wissenschaftliche Argumente.
SPIEGEL zu Karl Lauterbach 2004:
Der Einflüsterer
Lauterbach gilt als Einflüsterer der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, als jemand, der ganz nah dran ist an der Macht. Den Standesvertretern der Ärzteschaft ist er, der sich inzwischen als größter Kritiker des medizinisch-industriellen Komplexes gibt, wohl noch verhasster als die Gesundheitsministerin selbst.
Dabei war er vor wenigen Jahren noch dafür bekannt, dass er im Auftrag der Pharmaindustrie Medikamentenstudien durchführte. Über 800 000 Euro an Drittmitteln heimste er dafür allein im Jahr 2000 ein. So war er auch an einer Studie über den Fettsenker Lipobay beteiligt - jenem Medikament, das die Herstellerfirma Bayer wegen tödlicher Zwischenfälle im Jahr 2001 vom Markt nahm. Die frühen Hinweise darauf, dass Lipobay möglicherweise gefährlich war, nahm Lauterbach damals ebenso wenig wahr, wie es seine Auftraggeber taten.
Wie die Pharmaindustrie die Forschung kauft
Der Politikpsychologe Thomas Kliche untersucht die verdeckten Methoden der Korruption in der Gesundheitsforschung durch die Industrie. Beide Seiten wüssten, wie das Spiel laufe, sagt der Wissenschaftler, „offiziell und unterhalb der Kriminalitätsgrenze“.