Ausgerechnet deutsche Politiker warnen vor einem Flächenbrand in Frankreich angesichts der Krawalle. "Integrationsprobleme" führen in den Vorstädten zu einer explosiven Mischung. Bald auch in Deutschland und Europa?
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschuss, Michael Roth (SPD), fordert ein konsequentes Vorgehen Frankreichs gegen die Krawalle und warnt vor einem Ausbreiten der Gewalt in Europa. „Diese brutale, hemmungslose Zerstörungswut junger Menschen, die sich ziellos gegen alles und jeden zu richten scheint, ist ein neue schlimme Eskalation", sagte Roth der BILD am SONNTAG. Ein Ende sei derzeit nicht absehbar. "Hier muss der Staat mit aller Konsequenz vorgehen, die Sicherheit vieler Menschen und die Stabilität des Landes stehen auf dem Spiel."
Leider sei Frankreich kein Einzelfall. "In vielen europäischen Ländern nehmen Spaltungen und Entfremdung, ja auch Gewalt gegen Sachen und Menschen zu", so Roth. Das dürfe aber niemals toleriert werden. Der Ausschussvorsitzende ruft deshalb zur Zusammenarbeit auf: "Wir müssen noch mehr miteinander reden, gemeinsam Lösungen suchen, bevor es zu spät ist."
Auch CDU-Vize Andreas Jung, Mitglied der Deutsch-Französischen Versammlung, sieht in der Situation in Frankreich Gefahren für Europa. "Ohne ein stabiles Frankreich gibt es keine Stabilität in Europa", so Jung zur BILD am SONNTAG. Deutschland und Frankreich müssten gemeinsam Stabilitätsanker sein. "Nur auf festem Boden können wir unsere wichtige Rolle als Motor für Europa ausfüllen."
Der stellvertretende CDU-Vorsitzende sieht in der Spaltung Frankreichs die Ursache für den Gewaltausbruch: "Trotz guter Wirtschaftsentwicklung ist Frankreich ein tief gespaltenes Land." Viele junge Franzosen fühlten sich abgehängt, hätten Zukunftsängste. "Perspektivlosigkeit und Integrationsprobleme führen in den Vorstädten zu einer explosiven Mischung - und die Extremisten aller Seiten gießen Öl ins Feuer und heizen das an", so Jung.