Kraftwerke müssen für ihre CO2-Emissionen Zertifikate kaufen. Woher kommen die Zertifikate? Wer verdient daran? Welche Wirkung haben sie? Eine Analyse über das große, undurchsichtige Geschäft mit CO2-Zertifikaten.
von Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel
CO2-Zertifikate sind kostenpflichtige staatliche Genehmigungen, CO2 aus der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas in die Atmosphäre auszustoßen. Durch Begrenzung und jährliche Reduktion der Zertifikatemenge soll der CO2-Ausstoß verringert werden, um eine behauptete Klimakatastrophe zu verhindern. Ein Zertifikat gilt für eine Tonne CO2, das aus der Verbrennung von 0,27 Tonnen Kohlenstoff entsteht. Zertifikate werden gehandelt. Der Preis ist in den letzten Jahren von 5-10 auf 80 bis 100 Euro/Tonne gestiegen. Eingeführt wurde diese "CO2-Steuer" seit der Jahrtausendwende in verschiedenen Regionen der Welt mit letztlich weltweiter Handelbarkeit an sogenannten CO2-Zertifikate-Börsen (z.B. EEX in Leipzig)
Kraftwerke und viele andere Industriebetriebe müssen für die Verbrennung von Kohle, Erdgas und Erdöl Zertifikate kaufen und bekommen auch noch Mengen kostenlos im Rahmen einer Übergangslösung zugeteilt. Das gilt EU-weit. In Deutschland werden inzwischen zusätzlich die Brennstoffe zum Heizen und die Treibstoffe zum Autofahren besteuert in Form von Zertifikaten anderer Art mit noch festen und jährlich steigenden Preisen. Sie müssen von den Energiehändlern bezahlt werden und verteuern unsere Energie.
Herkunft der Zertifikate
Die Menge der EU-Zertifikate wird von der EU vorgegeben und jährlich um rund 2 Prozent reduziert. Jedes EU-Mitgliedsland hat dann unter Berücksichtigung der nationalen Gegebenheiten einen Erzeuger-bezogenen Plan zu erstellen und eine Verbrauchskontrolle vorzunehmen. Die EU-Vorgabe ist nicht letztlich bindend. Darüber hinaus können Zertifikate durch den Nachweis gewonnen werden, dass CO2 aus der Luft gespeichert oder weniger CO2 emittiert wird. So kann man durch Baumpflanzungen Zertifikate generieren und verkaufen. Auch die Vermeidung von Waldrodungen schafft Zertifikate. Selbst E-Autos bringen den Eigentümern einige hundert Euro/Jahr durch den Verkauf von Zertifikaten. (E-Autos haben nach Ansicht der Regierung keine CO2-Emissionen, obwohl der Strom zu 2/3 aus fossilen Brennstoffen stammt).
Die Schaffung neuer Zertifikate ist nur durch große Firmen oder spezialisierte Agenturen möglich. Es müssen die CO2-Einsparungen nachgewiesen werden. Die Zertifikate werden dann gesammelt und als Pakete an die Kraftwerke und die Industrie weiter verkauft. Die Vermittlungen von Zertifikaten haben sich zu großen und lukrativen Dienstleistungsunternehmen entwickelt. Praktisch ist es, wenn diese Dienstleister auch gleich die Zertifizierung vornehmen, also die Menge des eingesparten CO2 ermitteln.
Zertifizierungsschwindel
Das ist bei dem weltgrößten Zertifikate-Händler Verra mit Sitz in Washington, USA, der Fall. Nach einem Bericht der Schweizer Redaktion Infosperber wurde diese Doppelfunktion genutzt, um wertlose (keine CO2-Reduktion) Zertifikate zu generieren und zu verkaufen. Eine Recherche der deutschen „ZEIT“, des britischen „Guardian“ und des Recherchemediums „SourceMaterial“ hat aufgedeckt, dass 94 Prozent der von Verra verkauften Zertifikate keine nennenswerte Speicherung von CO2 aufweisen. Der langjährige Chef von Verra, David Antonioli, gibt aufgrund dieser Berichte seinen Posten auf.
Man kann davon ausgehen, dass die meisten Kompensations-Zertifikate von Projekten stammen, die nicht die zertifizierten Mengen an CO2 speichern oder vermeiden. Die E-Autos in Deutschland sind dafür ein Beispiel. Die Zertifikate helfen kaum, CO2 in der Luft zu begrenzen. Doch sie sind ein großes Geschäft für die Dienstleister und erhöhen den Verbrauch fossiler Brennstoffe.
Zertifikate bedeuten höheren fossilen Brennstoffverbrauch durch CO2-Deponierung
Inzwischen sind die CO2-Kosten durch politisch gewollte Verknappung auf 80 bis 100 Euro/Tonne gestiegen. Das sind Mehrkosten von 8 bis 10 ct/kWh Strom von Kohlekraftwerken, bei den anderen Typen sind die Werte etwas abweichend – das doppelte bis vierfache der Brennstoffkosten je nach Kraftwerkstyp.
Auf diese Kraftwerke können wir nicht verzichten. Sie sind für eine stabile Netzfrequenz und das Regeln auf den Bedarf notwendig. Doch CO2 aus fossilen Brennstoffen wird weiterhin von der Regierung, den politischen Parteien und vielen Wissenschaftlern als klimaschädlich angesehen.
Dazu gehört neben Politikern auch ein Prof. Dr. Vahrenholt (Hamburg, früher Chef von RWE-Innogy), der weithin als Vortragsredner gegen die Energiewende bekannt ist. Er propagiert das sogenannte CCS-Verfahren - CO2 aus dem Rauchgas der Kraftwerke abzuscheiden und in tiefen Erdschichten auf ewig deponieren. Damit könne man die Erzeugungskosten um ca. 2 ct/kWh reduzieren (die allerdings vorab durch den CO2-Zertifikate-Kauf verteuert wurden – s.o.).
Grundsätzlich ist das möglich. Doch die Abscheidung kostet rund 25 Prozent des im Kraftwerk erzeugten Stroms. Der Wirkungsgrad der Kraftwerke sinkt dann von 40 auf 30 Prozent (Wirkungsgrad: erhaltene Energie / aufgewandte Energie in %). Nimmt man dann noch den Energieaufwand zum Transport und Speichern des CO2 hinzu, wird fast die Hälfte des erzeugten Stroms zur Speicherung gebraucht. Das heißt: Die fossilen Kraftwerke und der Brennstoffverbrauch müssten verdoppelt werden - eine unglaubliche, unsinnige Energieverschwendung. Sinnvoller wäre es, den Wirkungsgrad der Kraftwerke zu erhöhen und so fossile Brennstoffe einzusparen. Möglich ist nach dem heutigen Stand der Technik ein Wirkungsgrad von bis zu 50 Prozent, durch den der Brennstoffaufwand um nochmal 25 % reduziert würde.
Energie Einsparen
Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass CO2-Zertifikate kaum den CO2-Ausstoß verringern. Sie verteuern jedoch massiv den Strom der fossilen Brennstoff-Kraftwerke– was das eigentliche Ziel der Zertifikate ist (so macht man die für EEG-Umlage überflüssig – Ziel erreicht(!)), das Heizen und das Autofahren. Zur Verringerung von CO2-Emissionen wird viel Energie verschwendet. Das gilt nicht nur für die geschilderte Abscheidung und Deponierung von CO2, sondern auch für die angestrebte grüne Wasserstoff-Wirtschaft. Von dem grünen Ausgangsstrom gehen durch Umwandlung in Wasserstoff, Speicherung und Wiederverstromung mindestens 75 Prozent verloren.
Es wird Zeit, die Energie optimal zu nutzen und nicht für ideologische Vorstellungen zu vernichten. Nur so kann Energie eingespart und der Strompreis reduziert werden.
Offene Fragen
Doch die Regierung, die politischen Parteien, die zunehmend vom Ausland finanzierten NGOs, die meisten Zeitungen, der öffentliche Rundfunk und das öffentliche Fernsehen hämmern uns ständig ein, die Energiepolitik sei notwendig zum Klimaschutz. Tatsächlich ist ein empirischer oder physikalischer Formel-Nachweis dieses Effektes "Temperatur-Erhöhung in der behaupteten Höhe von mehreren Grad in 100 Jahren" bisher nicht erbracht und die weltweiten Reduktionsvorgaben sind nicht weltweit bindend. Fakt ist, dass nur durch den Betrieb von mehr als 10.000 großen Kernkraftwerken die jährlichen Emission von derzeit ca. 40 Gigatonnen CO2 durch die von Menschen initiierte Kohlenstoff-Verbrennung vermieden werden könnte.
Die bisherige Verweigerung jeglicher Auseinandersetzung mit diesem Sachverhalt zeigt, dass es nicht um die "Klimarettung" geht. Es geht um viel Geld, das in die Konten der Großfinanz fließen soll. Immer mehr Mitbürger geraten durch die Verteuerung der Energie im Namen der "Klimarettung" unter die Armutsgrenze. Es wird Zeit für eine Regierung ohne Ideologie.