In einem Akt beispielsloser Selbstdemontage zerlegt sich die ehemalige Arbeiterpartei selbst. Die Genossen arbeiten gerade an ihrem eigenen Untergang. Das Mitgliedervotum zur GroKo wird zum Lotteriespiel, Ausgang ungewiss.
Allg. Zeitung Mainz: "Spielregeln" Kommentar zur SPD von Friedrich Roeingh
Hat jemand der SPD-Spitze schon mal zugerufen, dass die närrischen Tage vorbei sind?
Die Situation dieser ehemaligen Volkspartei hat sich allerdings schon viel zu dramatisch zugespitzt, als dass wir uns unsererseits über diese beispiellose Selbstdemontage lustig machen sollten.
Nach dem haltlosen und logischerweise gescheiterten Versuch von Martin Schulz, sich ins Außenministerium zu retten, lässt sich die designierte Vorsitzende Andrea Nahles dazu verleiten, schon vor dem anstehenden Wahltermin den Parteivorsitz kommissarisch zu übernehmen.
Egal, ob das tatsächlich ein Verstoß gegen die Parteisatzung wäre. Die Idee war so unklug wie nur was. Für kommissarische Aufgaben sind die gewählten Stellvertreter zuständig. Nahles hätte sich selbst verbrannt, noch bevor sie ins Amt gekommen wäre, wenn der SPD-Vorstand am Dienstagabend nicht klein beigegeben und Olaf Scholz die kommissarische Parteiführung angetragen hätte.
Die Kandidatur der Flensburger SPD-Oberbürgermeisterin Simone Lange gegen Andrea Nahles beim Parteitag im April kann man dagegen nur begrüßen. Nicht weil Nahles die Falsche wäre, sondern weil auch innerhalb der Parteien eine Wahl im besten Falle auch eine Wahl zwischen mindestens zwei Kandidaten sein sollte.
Wenn sich die SPD aber nicht nur ihrer rebellisch gewordenen Parteibasis wieder annähern will, sondern auch den Wahlbürgern, steht ihr noch ein ganz anderer Prozess bevor: die Themen erkennen, die die Menschen drücken. Und die Sprache sprechen, die sie verstehen.
Für die Demokratie in Deutschland muss man fast beten, dass ihr das gelingt.