Den deutschen Zeitungsverlagen geht es schlecht – sehr viel schlechter sogar als die offiziellen Auflagenzahlen (bei denen genauso gelogen wird wie bei den Inhalten) es andeuten.
DK | Ein erster Verleger eines größeren Blattes ist inzwischen auf der Flucht vor seiner eigenen Zeitung: Hermann Neusser aus Bonn, Verleger des dortigen General-Anzeigers, hat alle Anteile an seinem Unternehmen der Rheinischen Post aus Düsseldorf vermacht.
Für den General-Anzeiger, der bis zum Umzug von Bundestag und Regierung 1999 sogar eine gewisse überregionale Bedeutung erreicht hatte, beginnt nach Aussage seines Ex-Verlegers eine „neue Ära“. Das stimmt – und zwar handelt es sich um die Schlussphase bis zur Einstellung des Blattes. Im ersten Quartal 2018 kam der General-Anzeiger noch auf eine Auflage (wir nennen immer nur Abos und Einzelverkauf, der Rest ist ohnehin geschummelt) von 61.130 Exemplaren, was ein Verlust von 2.616 (minus 4,1 Prozent) Stück gegenüber dem Vorjahresquartal bedeutet.
Im benachbarten Köln wurde inzwischen eine Entscheidung getroffen, die den Todeskampf der deutschen Tagespresse belegt. Der Verlag DuMont (Kölner Stadt-Anzeiger/Kölnische Rundschau, Express) schließt seine Berliner Hauptstadtredaktion, in der derzeit auch große Teile der Frankfurter Rundschau, der Berliner Zeitung, der Mitteldeutschen Zeitung und des Weser-Kuriers produziert werden.
DuMont legt seine Hauptstadtredaktion mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland von Madsack (Hannoversche Allgemeine, Leipziger Volkszeitung, Ostsee-Zeitung, Kieler Nachrichten, Märkische Allgemeine Potsdam, Dresdner Neueste Nachrichten) zusammen. Alle überregionalen Seiten der Zeitungen, auch die von DuMont, werden künftig bei Madsack in Hannover produziert. Das heißt: Der Kölner Stadt-Anzeiger kommt in Wirklichkeit genauso aus Hannover wie die Berliner Zeitung.
Während Branchendienste wie von Peter Turi Durchhalteparolen verbreiten und jubeln, Madsack und DuMont würden eine gemeinsame Hauptstadtredaktion „schmieden“, ist in Wirklichkeit die erste Entscheidung auf dem einst heiß umkämpften Berliner Zeitungsmarkt gefallen: Die Berliner Zeitung geht geschlagen vom Platz und wird zum Kopfblatt mit Inhalten aus Hannover degradiert. Wobei das nicht an den Erfolgen der anderen Zeitungen liegt, sondern auch daran, dass die Leser den Kampf gegen eine bevormundende, besserwisserische und rot-grün-genderverseuchte Redaktion gewonnen haben.
Insgesamt hat die Berliner Zeitung noch 72.286 Exemplare, ein Minus von 5,2 Prozent oder 3.987 Stück. Der Berliner Kurier verliert sogar 11,6 Prozent (-7.051) und steht noch bei 53.610 Exemplaren. Springers B.Z. gibt um 12,5 Prozent (-10.208) nach und hat noch 71.399 Stück. Die Berliner Morgenpost kommt gerade noch auf 53.974 (-7,0 Prozent oder 4.087).
Als auflagenstärkste Zeitung in Berlin wird der Tagesspiegel von Holtzbrinck angegeben, was insofern schon beschönigt ist, weil die Potsdamer Lokalausgabe der Berliner Auflage zugeschlagen wird. Und der Tagesspiegel meldet ein kleines Plus von 0,4 Prozent (410 Stück) auf 93.284 Exemplare. Doch halt: Wie unsere Leser bereits ahnen werden, wird hier kräftig manipuliert, indem ePapers (elektronische Abos) hineingerechnet werden.
Das bedeutet: ePapers werden bestehenden Abonnenten für einen Spottpreis zusätzlich angeboten oder in Aktionen billigst verhökert (zum Beispiel bei Bestellungen in Versandapotheken). Jedes dieser ePaper zählt als verkauftes Abo, obwohl es gar kein oder wenig Geld bringt. Welches Spiel hier getrieben wird, wird deutlich, wenn man aus den Abo-Zahlen des Tagesspiegel die ePapers rausrechnet. Deren Zahl stieg vom ersten Quartal 2017 bis zum ersten Quartal 2018 von 15.496 auf 22.064. Parallel dazu sank die Zahl der Papier-Abos von 69.042 auf 66.717.
Das Spiel mit den ePapers treibt Holtzbrinck auch bei seinen anderen Blättern. So meldet das Handelsblatt ebenfalls einen kleinen Zuwachs von 512 Stück auf 89.336 Stück. In Wirklichkeit hat diese inzwischen extrem wirtschaftsfeindliche und ungelesen in den Vorstandszimmern von Konzernzentralen herumliegende Zeitung keine 50.000 Auflage mehr: Denn die Zahl der elektronischen Abos stieg von 33.094 auf 42.198. Schneller kann man kaum noch fallen.
Noch drastischer wird inzwischen beim Hausblatt der grünen Stände, der Wochenzeitung DIE ZEIT, manipuliert: 12.019 Stück weniger (-2,9 Prozent) muss Holtzbrinck zugeben und nennt eine Auflage von 401.107 Stück. Gleichzeitig stieg die darin enthaltene Zahl der ePapers von 27.800 auf 47.083 Stück. Das betrügerische Spiel mit den ePapers beherrschen sie inzwischen auch bei der Prantl-Prawda Süddeutsche Zeitung, die 2,2 Prozent (-6.569) verliert und 298.466 Exemplare ausweist. Die Zahl der ePapers stieg mächtig von 35.085 auf 42.471 an.
Warum nennen wir das ein betrügerisches Spiel? Ganz einfach. Wenn ePapers so ein Erfolgsmodell wären, hätten es die anderen längst kopiert. Haben sie aber nicht, wie bei den Daten der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) nachzulesen ist.
Die Frankfurter Allgemeine ist mit 199.971 Exemplaren unter die Grenze von 200.000 gerutscht (-2,0 Prozent oder 4.042). Springers WELT, inzwischen genauso rot-grün-genderversifft wie die Berliner Zeitung, gibt sogar 8,5 Prozent ab (-7.811) und weist noch 84.460 Exemplare aus. Die regierungsnahe taz hält sich einigermaßen stabil bei 43.555 Exemplaren. In drei Jahren soll mit der Print-Ausgabe Schluss sein, weil sie sich dann nicht mehr rechnet, ermittelte eine interne Kommission. Liebe taz, wir freuen uns schon auf die Abschiedsausgabe!
Springers BILD dürfte etwas, aber nicht viel länger existieren, wenn die Verluste so anhalten wie jetzt. Minus 12,3 Prozent machen 198.703 Exemplare weniger und ergeben eine Restauflage von 1,422 Millionen. Dem Schwesterblatt Bild am Sonntag geht es mit minus 10,8 Prozent (-92.909) und einer Restauflage von 766.143 nicht viel besser. Die Welt am Sonntag verliert 5,6 Prozent (-13.072, Gesamtauflage noch 220.305). Auch die FAZ-Sonntagszeitung ist noch knapp über der Grenze von 200.000: 4,2 Prozent weniger (-8.913) ergeben eine Auflage von 202.460 Stück.
Machen wir bei den Dickschiffen von Lügenpresse weiter. Der Spiegel wird immer dünner, verliert erfreuliche 8,8 Prozent und kommt noch auf 531.376 Stück. Der Stern gab sogar 12,6 Prozent ab und hat noch 323.829 Exemplare. Auch Focus legt 1,7 Prozent zu (weil eine Ausgabe für einen Euro verramscht wurde) und hat 239.210 Stück.
Wie immer erfreulich ist die Entwicklung der Regionalzeitungen, wo die Verluste durchweg zwischen drei und fünf Prozent liegen. Schöne Ausreißer sind zum Beispiel die Hamburger Morgenpost (-14,2 Prozent) und die Morgenpost in Sachsen (-7,3).
Ach ja, weil immer danach gefragt wird: Die Junge Freiheit behauptet sich mit 24.157 Exemplaren, was aber nur einem kleinen Zuwachs von elf Stück entspricht.