Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger warnt vor übertriebenen Inflationsängsten. Die Preissteigerung im Euroraum habe vor allem wegen teurerer Rohstoffe zuletzt bei 2,6 Prozent gelegen. „Aber das ist noch immer weniger als der Durchschnitt der deutschen Inflationsrate zu Zeiten der D-Mark, der 2,7 Prozent beträgt“.
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hat vor übertriebenen Inflationsängsten gewarnt. „Wir haben insbesondere in Deutschland derzeit eine etwas panische Inflations-Debatte“, sagte der Wissenschaftler der Frankfurter Rundschau (Freitagausgabe). Die Preissteigerung im Euroraum habe vor allem wegen teurerer Rohstoffe zuletzt bei 2,6 Prozent gelegen. „Aber das ist noch immer weniger als der Durchschnitt der deutschen Inflationsrate zu Zeiten der D-Mark, der 2,7 Prozent beträgt“, so der Volkswirtschaftler, der an der Uni Würzburg lehrt. Die Europäische Zentralbank erhöhte gestern die Leitzinsen und begründete dies unter anderem mit steigenden Inflationsgefahren. Bofinger verwies auch darauf, dass Anstrengungen zur Haushaltskonsolidierung in vielen europäischen Ländern preistreibend wirkten. Um Einnahmen zu steigern hätten Regierungen die Mehrwertsteuer erhöht, wodurch das Preisniveau steige. „Es wäre wünschenswert, wenn die EZB einmal diesen Effekt herausrechnen würde“, sagte Bofinger der FR.
Für den Wirtschaftsweisen ist die von der EU und dem Internationalen Währungsfonds betriebene Sparpolitik ein entscheidender Faktor für die Probleme Portugals - die Regierung hat Hilfe aus dem Euro-Rettungsfonds beantragt. Bofinger spricht von einem Teufelskreis: Die Regierung sei wegen eines hohen Staatsdefizits zu vermehrtem Sparen gezwungen worden. Dies habe das Wachstum gedrückt, „weswegen noch härtere Sparprogramme gefordert wurden – ohne Rücksicht darauf, ob die Konjunktur Portugals das überhaupt verkraften kann“. Bofinger sieht einen zweiten Teufelskreis: Misstrauen der Finanzmärkte in die finanzielle Situation des Landes habe die Zinsen steigen lassen. „Das machte die Schuldenlast schwerer, die Finanzmärkte wurden misstrauischer, die Zinsen stiegen weiter“. Der Wissenschaftler schlägt vor, dass EU und IWF sich künftig stärker an den Ausgaben von Regierungen statt an Defiziten orientieren.