Nur für den Fall, dass Sie es morgen früh verpassen: MMnews Leser konnten das vollständige Interview natürlich auch schon zu angenehmeren Tageszeiten sehen und vor allem auch lesen. Nach wie vor bleibt es skandalös, dass eine öffentlich rechtliche Anstalt derartig unjournalistisch vorgeht und erst unter erheblichen öffentlichen Druck das gesamte Interview zeigt. Und, oh Wunder, jetzt gibt es auch das vollständige Interview in Textform. Allerdings war auch dieses schon vorher hier zu lesen.
Ausgestrahlt wird - oder wurde - das vollständige Interview im Regionalprogramm der ARD Anstalt "WDR", also keinesfalls im "ERSTEN", wo die gekürzte Fassung lief. Auf diese Weise können die ARD Räte nun locker sagen: "Wir haben's ja gesendet". Ob es jemand gesehen hat, oder überhaupt sehen konnte, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Hier die offizielle Stellungnahme der Anstalt:
Thomas Roth zum Putin-Interview im Ersten
Von Zensur kann keine Rede sein
Lieber Zuschauer, liebe Zuschauerin,
aus Anlass des Interviewsmit dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin haben wir soviele E-Mails bekommen, dass ich sie leider nicht mehr alle einzelnbeantworten kann. Die meisten beziehen sich aber auf den gleichenSachverhalt, dass wir das Interview unzulässig gekürzt hätten.
Dazuist zu sagen: Wir haben mit der russischen Seite, also dem Pressedienstdes Ministerpräsidenten, vereinbart, dass wir, sofern der Inhalt esrechtfertigt, in den Nachrichtensendungen der Tagesschau und denTagesthemen über das Interview berichten und außerdem eine ca.10minütige Zusammenfassung nach den Tagesthemen senden. Das haben wirselbstverständlich auch getan.
Das Interview selbst war erheblichlänger, was übrigens durchaus häufig vorkommt. Fernsehen, Radio, aberauch Zeitungen stellen in einem solchen Fall eine redaktionelle Fassungher, die dann in dem vorbesprochenen Rahmen auch veröffentlicht wird.Mit Zensur hat das nicht das geringste zu tun. Manche E-Mail-Schreiberscheint das zu bewegen.
Ich habe zugelassen, dass das Interviewdurch mehrere russische Sender begleitet wird und nach einervereinbarten Sperrfrist (20:00 Uhr Ortszeit) nach eigener Entscheidungveröffentlicht werden kann. Die russischen Sender haben das in sehrunterschiedlichen Längen getan (von 5 bis zu rund 40 Minuten). Einigehaben nur das aus ihrer Sicht wichtigste veröffentlicht. Verpflichtetwaren sie nur zur Quellenangabe: Ein Interview der ARD, ErstesDeutsches Fernsehen. Nur zum Verständnis: Hätte die ARD Interesse darangehabt, irgendetwas nicht zu veröffentlichen, hätten wir uns gar nichterst auf solche Bedingungen eingelassen. Also nichts durcheinanderbringen!
Die etwas eingeschränkte technische Qualität war demungeheuer hohen Zeitdruck an diesem Abend geschuldet. Das hätten wirnatürlich gerne noch besser hinbekommen. Der russischeSimultanübersetzer ist selbstverständlich ein diplomierter Übersetzer,der schon viele hochrangige Persönlichkeiten, übrigens auch WladimirPutin, übersetzt hat. Mit etwas weniger Zeitdruck wären wir sicher nochzu einer mehr umgangssprachlichen Übersetzung gekommen, als das andiesem Abend gelungen ist.
Letzter Punkt: Selbstverständlich istunser journalistisches Interesse, das ganze Interview zuveröffentlichen. Das geschieht am Dienstag, den 2. September um 6:20Uhr im WDR-Fernsehen und wird danach auf www.tagesschau.de auch inschriftlicher Form veröffentlicht. Wir machen das sehr gerne und freuenuns, wenn wir das große Interesse damit zufriedenstellen können.
AllenBloggern und E-Mail-Schreibern herzlichen Dank für ihre Reaktion.Ausgenommen sind diejenigen, denen es nicht gelungen ist, sich außerschwer nachvollziehbaren Beschimpfungen klar und wenigstens halbwegshöflich zu äußern.
Allerletzter Punkt: Ich freue mich amDonnerstag, den 04. September um 13:00 Uhr über das Interview auftagesschau.de zu chatten. Sie alle sind dazu gewiss herzlich eingeladen.
Mit besten Grüßen
Thomas Roth