Bei der SPD-Klausur in Werder überschlagen sich die Ereignisse: Erst die Nominierung von SPD-Vize Steinmeier zum Kanzlerkandidaten, dann der Rücktritt Becks als Parteichef und das Comeback Münteferings.
Eine Pressekonferenz in Schwielowsee, auf der die Neuerungen bekanntgegeben werden sollten, verzögerte sich zunächst weiter. Die Klausurtagung der SPD-Spitze am Schwielowsee hatte bereits turbulent begonnen. Denn schon vor Beginn der Veranstaltung war Unmut darüber laut geworden, dass die SPD doch schon jetzt und nicht erst - wie immer wieder betont - nach der Landtagswahl in Bayern am 28. September ihren Kanzlerkandidaten bekanntgeben will.
Steinmeier sagte: Beck habe erklärt, "für ihn habe seit vielen Monatenfestgestanden", dass der Außenminister die Kanzlerkandidatur übernehmensolle. Beide seien sich über diese Rollenverteilung einig gewesen. Er wolle dafür kämpfen, dass in 365 Tagen wieder ein Sozialdemokratregiert. "Ich trete nicht an, um auf Platz zu spielen", sagte er undversicherte: "Wir sind besser gerüstet als wir glauben." Die SPD wolledas Land neu gestalten. "Wir wollen, dassniemand am Rand der Gesellschaft zurückbleibt."
Der frühere Wahlkampfberater von Edmund Stoiber, Michael Spreng, hält den frisch gekürten SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier für einen potenziell gefährlichen Gegner von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sollte es Steinmeier gelingen, die SPD zu neuer Geschlossenheit zu führen, könne dieser für Merkel zu einem "gefährlichen Rivalen" werden, sagte Spreng der "Financial Times Deutschland". Steinmeier sei Merkel in vieler Hinsicht sehr ähnlich: "Er hat keine klassische Parteikarriere gemacht, er ist ein sachlicher, pragmatischer Politiker, und er ist ebenso wie Merkel kein großer Rhetoriker."
Unionsfraktionschef Volker Kauder hat den frisch ernannten SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier vor einem vorgezogenen Bundestagswahlkampf gewarnt. „Das ist typisch für die SPD: Erst Kurt Beck abmeiern und dann Krokodilstränen weinen“, sagte der CDU-Politiker der „Financial Times Deutschland“. „Mich interessiert jetzt vor allem, ob Steinmeier noch zur Großen Koalition steht und zu den Projekten, die wir gemeinsam noch erledigen wollen, oder ob er ab sofort zum Wahlkampf bläst.“