Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, hat die Rettungsaktion der US-Regierung für die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac mit einem Schlauchboot verglichen. Wenn man sich die Finanzkrise als Schiffbruch auf hoher See vorstelle, "dann sitzen wir seit Sonntag im Schlauchboot", sagte der Ökonom dem Tagesspiegel.
Eine endgültige Rettung sei das nicht: "Es dauert noch mehrere Jahre, bis der Baufinanzierungsmarkt in den USA wieder auf festen Beinen steht", sagte Walter. Auch das Kursfeuerwerk an den Börsen werde sich mit einem "Seufzer der Erleichterung wieder beruhigen", glaubt Walter. Dennoch rechnet der Volkswirt mit steigenden Kursen. "Es ist viel Liquidität da, die angelegt werden muss."
Unterdessen stellen sich immer mehr Marktbeobachter die Frage, ob auch andere Banken in den USA eine ähnliche Bilanzkosmetik betrieben wie Fannie Mae und Freddie Mac.
Beide Insitute hatten zahlungsunfähige Schuldner einfach aktiviert. Statt Schulden abzuschreiben, die mehr als 3 Monate nicht bedient wurden, haben die Hypotheken-Giganten diesen Zeitraum einfach auf 2 Jahre verlängert. Dieser Bilanztrick fiel bei Prüfungen des Finanzministeriums auf und machte eine schnelle Rettung notwendig.
Nach anfänglichen Gewinnen gerieten insbesondere Lehman Brothers unter Druck, nachdem ein Merrill Analyst die Verlustschätzung für das 3.Quartal von 3 $ auf 6,50$/ Aktie erhöht hatte.
Einige Beobachter an der Wall Steet sind der Meinung, dass die Verstaatlichung von Fannie und Freddie keineswegs die Finanzkrise löse, wie manche Marktteilnehmer offenbar denken. Im Gegenteil: Die Details der Rettungsaktion zeigten in aller Deutlichkeit, wie schwerwiegend das Problem sei.