Die italienischen Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass der Attentäter vom Breitscheidplatz, Anis Amri, kein Einzeltäter war, sondern Teil einer Terrorzelle.
Das geht aus einem 173 Seiten langen Untersuchungsbericht des Polizeipräsidiums in Brindisi hervor, über den das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Samstagausgaben) berichtet und der deutschen Justiz im Rahmen eines Rechtshilfeersuchens in deutscher Übersetzung zur Verfügung gestellt wurde.
In dem Papier, das von der Bundesregierung als "VS – Nur für den Dienstgebrauch" eingestuft wurde, heißt es mit Blick auf die inzwischen geschlossene Fussilet-Moschee in Berlin-Moabit, in der Amri und andere Islamisten ein- und ausgingen, wörtlich: "Es ist davon auszugehen, dass hier eine einzige terroristische Zelle religiöser beziehungsweise salafistischer Prägung vorliegt, der zweifelsohne alle eingangs bezeichneten Personen sowie der verstorbene Amri angehör(t)en."
Weiter heißt es: "An dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember 2016 war nicht nur Anis Amri beteiligt, sondern auch andere Gesinnungsbrüder."
Amri hatte sich vor seiner Einreise nach Deutschland in Italien aufgehalten und dort auch im Gefängnis gesessen. Die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic, sagte dem RND zu dem Papier: "Die Anhaltspunkte mehren sich, dass Amri kein Einzeltäter war, sondern zumindest Mitwisser hatte. Die Einzeltäter-These ist totaler Murks. Doch leider wird alles, was von ihr abweicht, von den deutschen Sicherheits- und Ermittlungsbehörden nicht weiter untersucht."
Die Grünen-Politikerin ist der Meinung, dass dies aus dem Wunsch resultiere, vor den Augen der Öffentlichkeit zu raschen Ermittlungserfolgen zu kommen. Dem längst deutlich sichtbar gewordenen Geflecht um Amri herum näher zu treten, sei den Behörden im Zweifel wohl zu kompliziert.
Foto: Breitscheidplatz nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt, über dts Nachrichtenagentur