Zunächst aber bejubelt die Börse die staatliche Zwangverwaltung der beiden angeschlagenen US-Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae, wo es zu erheblichen Liquiditätsengpässen gekommen ist. Der Nikkei Index und DAX stiegen am Montag um über 3% an. Ein Befreiungsschlag oder gar eine nachhaltige Trendwende ist dies aber keineswegs, eher ein „Strohfeuer“ auch als Reaktion auf die hohen Kursverluste in der Vorwoche.
Dies ist aber ein herber Schlag gegen die Marktwirtschaft. Eine von vielen Experten propagierte Marktbereinigung würde hier aber nichts mehr nützen, da es hernach keinen Hypothekenmarkt in den USA mehr gebe. Dies erinnert sehr an die Situation der japanischen Banken in den 90-er Jahre, die auch zum großen Teil nach ihren faktischen Konkursen unter die Obhut des Staates kamen.
Mittlerweile ist in diesem Jahr im August schon die 11. Bank in den USA Pleite gegangen und keiner hat es bisher so richtig wahrgenommen; ich erwarte weitere Bankenpleiten in den USA, wobei der Krug wohl an Lehman Brothers knapp vorbeigehen wird. Ich erwarte aber auch weitere Merger und Übernahmen nach dem Vorbild CoBa/DeBa, wobei der wirtschaftliche Erfolg abzuwarten bleibt.
Auf der anderen Seite gibt es immer noch Unternehmen mit Rekordgewinnen vor allen in Osteuropa. So haben viele osteuropäischen Unternehmen (auch Banken) Zuwächse bei Umsatz und Gewinn von über 50% zu verzeichnen, was im Moment aber nicht entsprechend honoriert wird. Es wird sich also die Spreu vom Weizen trennen.
Beachten Sie bitte weiterhin, dass wir uns nach Greenspan in einer „Jahrhundert-Solvenz-Krise“ befinden und zudem einige europäische Länder wie Großbritannien, Belgien und Spanien jetzt in eine Rezession schlittern. In den USA werden wir ohnehin im Wahlkampf zumindest von Seiten der Republikaner nur geschönte Zahlen bekommen.
General Motors versucht die Gunst der Stunde (=US-Wahlkmpf) seinerseits zu nutzen und einen 35-40 Mrd. USD Kredit vom Staat zu bekommen, wobei die Chancen im Wahlkampf besonders gut sind, denn die US-Regierung kann es einen Konkurs vom GM vor der Wahlentscheidung nicht erlauben.
Neben dem Liquiditätsrisiko müssen die Anleger auch weiterhin auf die gerade begonnene „Hurrikan-Saison“ achten. „Gustav“ hat nicht die verheerende Wirkung wie „Kathrin“ im letzen Jahr, es können aber weiter Hurrikane bis November folgen, die den Ölpreis sofort wieder nach oben bringen können. Der Hurrikan „Ike“, der erbliche Schäden in Haiti verursachte, ist nun in Florida und Texas im Anmarsch. Aber schon „Gustav“ richtete einen Schaden von 10 Mrd. USD an.
Die EU hat zwar am 1. September wie von mir erwartet keine wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland ausgesprochen, was im Übrigen auch ein Eigentor gewesen wäre. Es soll aber die gewollte „strategische Partnerschaft“ mit Russland auf Eis gelegt werden, wenn Russland nicht den 6 Stufen-Plan in Georgien (=vollständiger Truppenabzug) einhält.
Auch in der Ukraine ist die Koalition geplatzt und der Präsident sucht mal wieder nach Lösungsmöglichkeiten im politischen Chaos. Zudem ist die Inflation stark gestiegen. In beiden Ländern Russland und Ukraine, ja sogar in Georgien, ist das wirtschaftliche Umfeld jedoch wesentlich besser als das politische.
Gehen Sie daher jetzt mehr nach der Markttechnik. Bearish wird das kurzfristige Szenario, wenn der Dow Jones unter 11000, der S&P unter 1220 und der DAX unter 6100 Indexpunkte geht. Bullish wird das Szenario erst, wenn der Dow Jones über 11800, der S&P über 1300 und der DAX über 6600 Indexpunkte geht.
Viele Aktien in Osteuropa sind jetzt fundamental aber so preiswert und die Unternehmensdaten so gut, dass alles andere als ein starker Rebound in den nächsten Monaten eine „irrationale Übertreibung“ nach unten wäre. Ich empfehle dennoch ein defensive Strategie, mit viel Cash, Ausnutzen von Trading-Möglichkeiten (auch auf der Shortseite!), dem Vermeiden von illiquiden Vehikeln und den Kauf von unterbewerten Blue Chips mit gestaffelten Abstauberlimits.
Welche Richtung die Börse nimmt und wie Sie sich dann verhalten sollen, können Sie der täglich aktualisierten „Ostbörsen-Hotline 09001-8614001 (1,86 €/Min) entnehmen. Meine wöchentlichen Kolumnen und Analysen können Sie ab sofort unter www.andreas-maennicke.de kostenlos abrufen, wenn Sie sich dort registrieren.
Hinweise: Am 12. November findet das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go East!“ um 18.00 Uhr in Frankfurt/M (gleich nach dem EK-Forum) statt. Dort werden neben den Chancen an den etablierten Ostbörsen auch die neuen Chancen an den Börsen in Südosteuropa, Zentralasien und den GUS-Republiken ausgelotet. Referent ist neben Andreas Männicke der Ostbörsenexperte Stefan Laxhuber. Bitte melden Sie sich rechtzeitig an unter ESI GmbH; Jüthornstr. 88, 22043 Hamburg, Tel: 040/6570883, Fax: 040/6570884, E-Mail. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! . Andreas Männicke wird am Mittwoch, den 10. September um 18.30 Uhr in N24 (www.n24.de) über Russland befragt. Das nächste Live-TV-Interview über den Balkan mit Andreas Männicke findet am 19. September in der 3SAT/Börse um 21.30 Uhr (www.3Sat.de/boerse) statt.