In einem Interview des Wirtschaftsmagazins FOCUS-MONEY sagte der CDU-Politiker: „VW muss auf dem amerikanischen Markt wieder Fuß fassen und das geht angesichts des Euro-Dollar-Kurses auch nur mit teilweiser Produktion in den USA. Und man muss – neben Russland und Indien – auch den dynamischen südost-asiatischen Markt mit Malaysia, Vietnam und anderen Ländern erschließen.
Dann hat VW tatsächlich die Chance, Toyota in den nächsten zehn Jahren zu überholen.“ Niedersachsen ist mit einem Aktienanteil von knapp 20 Prozent der zweitgrößte Aktionär bei VW hinter Porsche. Wulff lobte das Engagement von Porsche bei dem Automobilkonzern ausdrücklich: „Porsche hat einen exzellenten weltweiten Vertrieb, achtet sehr stark auf die Rendite, hinterfragt Kosten und Investitionen und kennt sich sehr gut auf dem US-Markt aus.“
Durch Porsche sei erhebliches Know-how in das Unternehmen gekommen. Die Arbeit von Wolfgang Porsche, Holger Härter und Wendelin Wiedeking im Aufsichtrat sei sehr hilfreich und bringe VW voran. Wulff mahnte allerdings, dass sich beide Konzerne auf gleicher Augenhöhe begegnen müssten. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass der eine dem anderen sagen will, wo es langgeht. „Das wird schief gehen“, so der VW-Aufsichtsrat zu FOCUS-MONEY.
Trotz des Rekordstands der VW-Aktie lehnte Wulff einen Verkauf des Anteils, den das Land Niedersachsen hält, ab. „Erlöse müssten teilweise für die aufgenommen Kredite unserer Beteiligungsgesellschaft verwandt werden und würden als Steuern an den Staat fließen. Der überwiegende Teil ginge an die VW-Stiftung, die Wissenschaft und Forschung in Niedersachsen bisher aus der Dividende fördert und die dann zukünftig ihre Projekte aus den Verkaufserlösen fördern müsste. Nur ein überschaubarer Betrag bliebe für den Landeshaushalt übrig. Diese Summe würde aber in keinem Verhältnis zu dem Verlust an Einfluss auf den mit Abstand größten Arbeitgeber in Niedersachen stehen.“
Wulff sprach sich außerdem trotz der hohen Spritpreise gegen eine Senkung der Mineralölsteuer aus. Hohe Spritkosten seien das stärkste Fördermittel für neue Antriebe. „Sie werden den Ruf nach Alternativen für Benzin, Diesel und Super erhöhen. Deswegen sehe ich hier eine große Dynamik.“
Aus Wulffs Sicht kann die Kernenergie bei der Suche nach alternativen Antriebstechniken eine wichtige Rolle spielen. „Sie ist CO2-frei und es wäre doch sinnvoll, sie übergangsweise weiter zu nutzen, um mit diesem Strom Elektrofahrzeuge anzutreiben.“