Fassunglos stehen die Devisenhändler vor dem Kursdesaster beim Euro. Begründet wird der Kursverfall mit dem Auflösen von Carry-Trades. Diese Logik ist jedoch - zumindest auf den ersten Blick - nicht ganz nachvollziehbar.
Carrytrades liefen Hauptsächlich im Yen / Dollar Bereich. Werden diese aufgelöst, dann bedeutet dies: YEN wird gekauft, Dollar verkauft.
Es stimmt zwar, dass der YEN gegen Dollar steigt, aber wieso fällt dann der Euro?
Das wird damit begründet, dass die Carry-Trades eng mit einander verzahnt sind und beim Auflösen dieser Konstruktionen der Euro mit auf der Strecke bleibt.
Wichtiger ist jedoch offenbar, dass die Stimmung einen extremen Tiefpunkt gegenüber dem Dollar widerspiegelte. Hinzu kommen Wirtschaftsdaten, die einen Rückgang der Inflation vermuten lassen und eine Verringerung des Handelsbilanzdefizits. Beides ist wiederum bedingt durch einen starken Verfall der Rohstoff-Preise, insbesondere beim Öl.
Importe in die USA dürften sich also in nächster Zeit statistisch stark verbilligen. Das sollte auch Auswirkungen auf die Inflationsrate haben. Unterm Strich bedeutet Rezession und Deflation auch eine sinkende Dollar Menge - und das macht den Greenback knapper.
In internationalen Finanzkreisen wird auch berichtet, dass Banken händerringend Dollar suchen, weil die meisten Bilanzen auf Dollar-Basis lauten und die Abwicklung und Bereinigung technisch zu einer Nachfrage nach Dollar führenen.
Einige Marktteilnehmer gehen jedoch davon aus, dass nach Abwicklung der Carry-Trades der Dollar verfällt.
Andererseits: Der Euro ist nicht ohne fundamentale Probleme. Insbesondere die Südschienen-Länder zehren an der Solidität der Währung. Auch vor diesem Hintergrund ist für manch einen internationalen Investor der Dollar - zumindest vorrübergehend - der sichere Hafen.
Vor diesem Hintergrund ist der Sturzflug des Euro wahrscheinlich noch lange nicht beendet.
Immer weniger Dollar für einen Euro...