Schüler und Studenten sowie Auszubildende und junge Erwerbstätige sind in ihren Einschätzungen von Politik, Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Fragen häufig unterschiedlicher Auffassung: Für die große Mehrheit der Schüler und Studenten (82 Prozent) ist der Umwelt- und Klimaschutz die mit Abstand wichtigste Aufgabe der deutschen Politik, die meisten anderen Probleme erscheinen ihnen weniger wichtig.
Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für RTL und n-tv, die am Montag veröffentlicht wurde. Die 16- bis 25 Jahre alten Azubis und Erwerbstätigen dagegen halten neben dem Klimaschutz auch die Bildungspolitik, Friedenssicherung, Bekämpfung von Altersarmut und Kriminalität sowie die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für "sehr wichtig".
Dabei zeigt sich, dass die Auszubildenden und jungen Erwerbstätigen in vielen Fragen eher wie die Bevölkerung insgesamt urteilen als wie die gleichaltrigen Schüler und Studenten.
Jeweils 52 Prozent der jungen Auszubildenden und Erwerbstätigen halten die Erhaltung des Friedens und der äußeren Sicherheit sowie die Bekämpfung von Altersarmut und die Sicherung der Renten für eine vorrangige Aufgabe der Politik - nur jeweils 34 Prozent der Schüler und Studenten sind derselben Auffassung.
Für 39 Prozent der jungen Azubis und Erwerbstätigen ist laut Forsa die Bekämpfung von Kriminalität und Gewalt "sehr wichtig" (Schüler und Studenten: 28 Prozent). Für 72 Prozent der jungen Azubis und Erwerbstätigen ist "die Schaffung eines guten Bildungssystems" besonders wichtig (Schüler und Studenten: 60 Prozent).
Ist die "Fridays for Future"-Bewegung die Stimme der jungen Generation? 70 Prozent der Schüler und Studenten bejahen diese Frage - 56 Prozent der Auszubildenden und jungen Erwerbstätigen lehnen diese Einschätzung ab. Jeder dritte Schüler und Student (36 Prozent) hat nach eigenen Angaben bereits an einer "Fridays-for-Future"-Demonstration teilgenommen.
Ein weiteres Drittel (34 Prozent) könnte "sich vorstellen, einmal teilzunehmen". 30 Prozent wollen nicht teilnehmen. Dagegen haben sich von den Azubis und jungen Erwerbstätigen nur 14 Prozent an einer "Fridays-for-Future"-Demonstration beteiligt.
27 Prozent von ihnen können sich laut Forsa eine Beteiligung vorstellen, aber die Mehrheit (59 Prozent) will nicht teilnehmen. Auch ansonsten unterscheiden sich die beiden Gruppen der jungen Befragten teilweise erheblich. 38 Prozent der Azubis und Erwerbstätigen rechnen mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse (Schüler und Studenten: 27 Prozent).
Fast die Hälfte der wahlwilligen Schüler und Studenten (48 Prozent) würden derzeit bei einer Bundestagswahl grün wählen - bei den Azubis und jungen Erwerbstätigen wären es erheblich weniger (31 Prozent).
"Die hohe Aufmerksamkeit, die der `Fridays-for-Future`-Bewegung entgegengebracht wird, hat den Eindruck erweckt, es handle sich dabei um eine Vertretung der gesamten Jugend in Deutschland", sagte Forsa-Chef Manfred Güllner der Mediengruppe RTL. Das sei falsch. Schüler und Studenten könnten "sich aufgrund ihrer Privilegien eher an `postmateriellen` Werten orientieren, während für Jugendliche, die in Ausbildung oder schon erwerbstätig sind, eher materielle, für die alltägliche Daseinsvorsorge wichtige Werte im Vordergrund stehen", so Güllner weiter.
Für die Erhebung befragte Forsa für die Mediengruppe RTL insgesamt 3.912 16- bis 25-Jährige.
Foto: Fridays-for-Future-Protest, über dts Nachrichtenagentur