Extinction Rebellion: Gewaltfreier ziviler Ungehorsam nennen sie ihr Tun, sich selbst nennen sie Aktivisten. Terroristen sagen andere. Auch “(Klima-)Faschisten” werden sie geschimpft.
von Christian Hiß
Eine weltweite Bewegung seien sie. In den Fußstapfen Mahatma Ghandis und Martin Luther Kings, jedoch dezentral und ohne “Führer”. So heißt es jedenfalls von den Anhängern der Extinction Rebellion, der Rebellion gegen das Aussterben.
Ihr Symbol: eine Sanduhr im Kreis. Ihre Botschaft: Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ihre Methoden: Radikal und illegal. Gewaltfreier ziviler Ungehorsam nennen sie ihr Tun, sich selbst nennen sie Aktivisten. Terroristen sagen andere. Auch “(Klima-)Faschisten” werden sie geschimpft.
Wer ist die Extinction Rebellion (XR), die seit dem vergangenen Wochenende auch neben dem Berliner Bundeskanzleramt, vis-à-vis dem Reichstagsgebäude, ihre Zelte aufgeschlagen hat? Konsequente Klimaschützer, (Fast-)Faschisten oder schlicht nur Wahnsinnige?
Braucht die Welt die XR oder ist sie viel eher Gefahr für die Welt, Gift für die Zivilgesellschaft? Zumindest aus deutscher Perspektive lässt sich die Frage wohl leicht beantworten, jedenfalls nach einem kurzen Blick zurück auf unsere schmerzliche Vergangenheit.
Braucht die Welt die XR oder ist sie viel eher Gefahr für die Welt, Gift für die Zivilgesellschaft?
Das letzte Mal, als hunderte, tausende Kinder und Jugendliche in diesem Land begeistert einem Symbol folgten, es auf Fahnen und an ihrer Kleidung trugen, marschierend Parolen skandierten, Lieder sangen und Zeltlager veranstalteten, ging es nicht gut aus.
Deutschland und Europa lagen im Anschluss in Trümmern, zurück blieb eine missbrauchte und oft für das restliche Leben gezeichnete Generation. Ein Vergleich der XR mit diesem Abschnitt deutscher Geschichte mag auf den ersten Blick übertrieben wirken, doch bei genauerem Hinsehen lässt sich nicht mehr übersehen, welche Parallelen bestehen.
Wie viele Züge die XR-Bewegung mit anderen totalitären oder faschistischen Bewegungen teilt. Allein das Symbol der XR:
Der Kreis soll die Erde darstellen. Innerhalb des Kreises befindet sich eine stilisierte Sanduhr, sie steht für das Wenige an Zeit bis zum Weltuntergang. Doch ob Absicht oder nicht, das Symbol erinnert an germanische Runen. Besonders die Othala- oder Odal-Rune, das Symbol der Hitlerjugend (HJ).
“Historische Tatsache”: Solch eine Bewegung fordert auch Todesopfer
Ihre Ursprünge hat die Rebellion in Großbritannien. Ihr Mitbegründer und wohl bekanntestes Gesicht ist Roger Hallam. Der ehemalige Biobauer sagte gegenüber der BBC, dass es eine “historische Tatsache” sei, das bei einer solchen Bewegung – einer solchen Rebellion – Menschen ums Leben kommen. Dennoch propagiert er und der Rest der XR gewaltfreien zivilen Ungehorsam. Ein Widerspruch.
Sitzblockaden auf öffentlichem Straßenland, das Stören des “alltäglichen Ablaufs”, das absichtliche und radikale Herbeiführen von Chaos kann schneller Leben kosten, als sich manch begeistert-verwirrter Teenager vorstellen mag.
Ein Notarzt oder Rettungswagen, der nicht schnell genug vorankommt, eine eilige Medikamenten- oder gar Organlieferung. So schnell kann aus einer ordnungswidrigen “Spontandemonstration”, einem strafbaren gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr eine fahrlässige Körperverletzung oder Tötung werden. Alles sanktionierbare Gesetzesverstöße. Doch die Ordnungsmacht sieht weg oder sperrt – in vorauseilendem Gehorsam – rechtzeitig ab. Wer hat hier wen im Griff?
Klimaschutz steht über Recht und Gesetz
Es scheint fast, als würde die rebellische Klimasekte in unserem demokratischen Rechtsstaat völlige Narrenfreiheit genießen. Dabei sollte ein solches Gebaren gerade in Deutschland eher Gefühle der Beklemmung auslösen – aus trauriger Erfahrung heraus.
Doch Medien und kollektive Hysterie in Sachen Klima erteilen nun offensichtlich auch den radikalsten Aktivisten Freifahrtscheine – Klimaschutz darf alles. Klimaschutz steht über Recht und Gesetz.
XR ist die radikale – zukünftig vielleicht auch militante(?) – Version von Fridays for Future.
Das Schulschwänzen ist hier bevorzugt das Blockieren von Verkehrsadern in Großstädten, die Störung des Alltags mit kindischem Gehabe oder postpubertärem Bocken. Statt Heiligenverehrung Greta Thunbergs (oder auch daneben) lauscht man dem, sich wie ein Sektenguru genierenden, Roger Hallam aus dem Mutterland der Bewegung. Hallam befiehl – wir folgen dir!
Von Seiten der Extinction Rebellion heißt es zwar, dass niemand befiehlt, es kein “Oberkommando der Klimamacht” gibt – aber dann bleibt die Frage, wer hat das Zeltlager neben dem Bundeskanzleramt angemeldet und genehmigt erhalten?
Bei aller Liebe zum Klima und aller Freiheit für Aktivisten, ein wildes, genehmigtes Zeltlager würden wohl weder das protesterprobte Berlin noch Angela Merkel an dieser Stelle dulden wollen.
Extinction Rebellion stellt offen die Demokratie in Frage
Die dezentrale Rebellion fordert neben einem netto-Emissions-Null bis 2025 auch eine dezentrale Politik – oder eine moderne Form der Räterepublik, wo doch so mancher Schrei nach Systemwandel wie ein Aufbruch zum Dritten Weg in den Sozialismus klingt.
Bürgerversammlungen, bestehend aus zufällig ausgewählten Männern und Frauen, sollen in Sachen Klima den Berufspolitikern das Zepter aus der Hand nehmen – da diese Zufallsbürger eben nicht wie Politiker nur bis zur nächsten Wahl denken würden, wäre diese Form direkter Demokratie richtig und notwendig, um den Klimaschutz voranzubringen.
Neben unrealistischen, das Leben von Milliarden Menschen weltweit bedrohenden, Forderungen in Sachen Klimaschutz, stellt XR also auch noch die Demokratie in Frage. Am Freitag (4.10.2019) hieß es seitens XR, dass legale Demonstrationen und parlamentarische Prozesse in den vergangenen 30 Jahren nicht zu den nötigen Veränderungen im Klimaschutz geführt hätten – nur die Rebellion kann den Weltuntergang noch aufhalten.
Denn es ist der drohende Weltuntergang, der die Extinction Rebellion tief bewegt. Ein Weltuntergang in Gestalt eines “sechsten Massenaussterbens”, dem auch homo sapiens anheimfallen wird (wohlgemerkt also über 7 Milliarden Exemplare der Spezies Mensch).
Es ist dieser Fetisch für die Apokalypse oder besser dieser Fetisch für die Angst vor dem großen Aus, welcher die Rebellen antreibt und bei winterlichen Temperaturen im Berliner Tiergarten campen lässt. Abkühlung gilt es zu ertragen, um die Erwärmung zu verhindern. Das Ganze hat esoterische, sektenartige Züge angenommen. Es geht so weit, dass es sogar einer Grünen zu weit geht.
Wenn sogar Grüne vor der Rebellion warnen
So twitterte Grüne-Mitbegründerin Juta Ditfurth eine eindringliche Warnung vor der Extinction Rebellion: Die XR sei eine “esoterische Sekte”, die potentiell gefährlich sei. Sie rate jedem davon ab, sich an den Aktionen der XR zu beteiligen und riet Eltern, ihre Kinder sorgfältig aufzuklären. Es ist schon ein wenig ironisch, wenn ausgerechnet eine Grüne mit Blick auf Klimaaktivisten “wehret den Anfängen” twittert.
Beruhigender dagegen ist, was Protestforscher Prof. Dr. Dieter Rucht (FU Berlin) über die Rebellen zu sagen hat: “Extinction Rebellion ist ein Stück weit aufgeblasen, mehr Schein als Sein.” Vielleicht droht ja wirklich ein baldiges Aussterben und zwar das der Extinction Rebellion – ein Verlust wäre es nicht.
Michael Mross mit einem Live-Report im Zentrum des Klima-Wahnsinns:
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