4,8 Millionen Haushalten wurde im Jahr 2017 eine Stromsperre angedroht, mehr als 340.000 von ihnen wurde am Ende tatsächlich der Strom abgestellt.
Das geht aus einer bislang unveröffentlichten Studie des Projekts "Marktwächter Energie" des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (VZBV) hervor, über die der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe berichtet. Die Studie untersuchte Ursachen, Herausforderungen und Folgen von Energiearmut.
Demnach seien häufig Haushalte mit geringem Einkommen benachteiligt, weil ihnen das Geld zur Anschaffung von energieeffizienten Geräten fehlt und sie damit höhere Stromkosten verursachen.
Es könne aber auch Haushalte mit höherem Einkommen treffen, heißt es in der Studie weiter. Zum Beispiel wenn der eigene Verbrauch wegen fehlender Kontrollmöglichkeiten jahrelang falsch eingeschätzt wurde.
Ich Die Verbraucherschützer stellten außerdem fest, dass die Verhältnismäßigkeit von Stromsperren von den Versorgern nicht immer ausreichend geprüft werde. So seien selbst Haushalte mit Kleinkindern, Pflegebedürftigen oder chronisch Kranken betroffen, heißt es in der VZBV-Studie.
Die Verfasser der Studie fordern deshalb, dass die Schutzwürdigkeit der betroffenen Haushalte berücksichtigt werden müsse. Der Bericht rege an, Regelfälle festzulegen, in denen eine Stromsperre definitiv unverhältnismäßig ist.
Säumige Stromkunden hätten im Jahr 2017 zusätzlich 47 Euro für die Sperrung und 50 Euro für Beseitigung der Sperre bezahlen müssen, heißt es in der Studie weiter.
"Wir müssen die Mahn- und Sperrfristen verlängern und die Folgekosten einer Sperrung deckeln. Es ist doch grotesk, dass die Folgekosten einer Stromsperre mitunter höher sind als die Stromschuld", sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann dem "Spiegel".
Foto: Licht in Wohnungen, über dts Nachrichtenagentur