Der Vizepräsident des Raumfahrtunternehmens SpaceX, Hans Königsmann, hat die Entscheidung verteidigt, die Astronautenkapsel „Crew Dragon“ zu starten.
„Wir hatten auch ein bisschen gehofft, gute Nachrichten zu produzieren in einer Zeit, die sonst ziemlich schrecklich ist“, sagte Königsmann dem SPIEGEL. Man habe wegen der Coronakrise lange darüber nachgedacht, den Start zu verschieben. „Wir haben uns aber dagegen entschieden. Wir waren uns sicher, das durchziehen zu können, ohne unsere Mitarbeiter oder die Astronauten zu gefährden.“
Die landesweiten Unruhen in den USA nach dem Tod von George Floyd durch einen brutalen Polizeieinsatz bezeichnete Königsmann als „sehr tragisch“. „Man könnte sagen, dass es besser gewesen wäre, an einem anderen Termin zu starten. Aber andererseits war es uns auch wichtig, die Astronauten jetzt mal dort hochzubringen“, so Königsmann, der als Chefingenieur für die Sicherheit bei den Raketenstarts verantwortlich ist. „Wir haben hart und lange auf diesen Moment hingearbeitet. Schon in unser erstes Frachtraumschiff haben wir Fenster eingebaut. Wir wollten klar zeigen, dass die bemannte Raumfahrt unser Ziel ist.“
Der SpaceX-Manager berichtete dem SPIEGEL, kurze Zeit habe vor dem Start „ein Leck Kopfzerbrechen bereitet. Da hat es an der Rakete getropft.“ Zum Glück habe das Tropfen aber „von allein wieder aufgehört“, so Königsmann. „Da war klar, dass wir fliegen können. Und das haben wir dann auch gemacht. Der Start lief prima. Es war wunderbar!“
Königsmann stammt aus Deutschland und arbeitet seit 2002 für SpaceX. Er war damals der vierte technische Angestellte des Unternehmens, das in Zukunft auch Flüge zu Mond und Mars anbieten will. In einem früheren Interview hatte Königsmann erklärt, für eine Reise zum Mars fühle er sich zu alt. Nun sagte er dem SPIEGEL, diese Aussage wolle er „am liebsten zurücknehmen“. „Wenn es schnell geht, bin ich vielleicht ja doch noch nicht zu alt. Und auch den Mond könnte ich mir durchaus vorstellen.“