Der Bonner Virologe Hendrik Streeck zieht den Nutzen der von der Bundesregierung angekündigten Corona-App in Zweifel. Sie komme ein "bisschen spät", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Zudem wisse man nicht, ob sie überhaupt etwas dazu beitragen könne, in Deutschland eine Pandemie zu kontrollieren.
Auch den Nutzen der zahlreichen Corona-Tests stellte der Direktor des Instituts für Virologie der Universität Bonn angesichts der hohen Kosten infrage. "Je nach Labor kommen im besten Fall 59 Euro pro Test auf das Gesundheitssystem zu - bei 400.000 Stück pro Woche bedeutet es eine Stange Geld.
Wenn dann noch systematisch gescreened werden soll, wird es noch mehr. Wenn wir nur ein positives Ergebnis auf 100 Tests sehen, fragt sich ja, ob das noch lohnt." Streeck regte auch eine Diskussion über die Maskenpflicht an. "Am Anfang der Pandemie wurde ja dezidiert gewarnt vor Masken. Die Gründe dafür gelten immer noch, auch wenn sie merkwürdigerweise keine Rolle mehr zu spielen scheinen.
Die Leute knüllen die Masken in die Hosentasche, fassen sie ständig an und schnallen sie sich zwei Wochen lang immer wieder vor den Mund, wahrscheinlich ungewaschen. Das ist ein wunderbarer Nährboden für Bakterien und Pilze."
Mit Blick auf Schulen und Kitas sagte der Professor, "Kinder sind nicht die großen Virenschleudern". Virologisch sei zur Frage der Öffnung alles gesagt. "Die Entscheidung muss nun politisch getroffen werden. Lehrer jedenfalls haben kein höheres Infektionsrisiko als andere Berufsgruppen, die in vergleichbarer Weise mit Menschen arbeiten."
Foto: Ein Pärchen wartet am Flughafen, über dts Nachrichtenagentur