Immer mehr Menschen in Deutschland kaufen eine Schreckschusswaffe auf. Die Zahl der kleinen Waffenscheine stieg in den vergangenen zwölf Monaten um rund 44.000 auf 686.000.
Das ergab eine Umfrage der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Freitag) unter den 16 Bundesländern. Die Polizeigewerkschaft GdP bezeichnet Trend als "äußerst beunruhigend". "Mehr private Waffen schaffen nicht mehr Sicherheit - im Gegenteil", sagte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Jörg Radek. Eine Schreckschusspistole sei auf dem ersten Blick kaum von einer regulären Waffe zu unterscheiden.
"Das erschwert der Polizei die Arbeit enorm", beklagte Radek. Die Anzahl der kleinen Waffenscheine in Deutschland steigt schon seit fünf Jahren kontinuierlich. 2014 waren es noch 260.000. Seitdem sind die ausgestellten Berechtigungen für Schreckschusswaffen auf das Zweieinhalbfache gestiegen.
Pro 1000 Einwohner haben die Schleswig-Holsteiner die meisten Scheine (10,4), gefolgt vom Saarland (10,2) und NRW (9,5). Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 8,2, die wenigsten Berechtigungen gibt es in Hamburg (4,4). "Der Waffenschein sollte auch beim Kauf vorgelegt werden müssen", fordert Irene Mihalic, innenpolitische Sprecherin der Grünen.
Die GdP fordere schon lange, dass die Waffen und ihre Besitzer beim Kauf registriert werden, sagt Radek. Anders sieht es Mathias Middelberg, innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag: "Es ist für sich genommen nichts Schlechtes, dass immer mehr Bürger von ihrem Recht Gebrauch machen, eine Schreckschusswaffe zu erwerben und mitzuführen."
Einen Anlass für stärkere Regulierung sieht er nicht. Das CSU-geführte Innenministerium schreibt, aus den gestiegenen Zahlen ergebe sich "kein gesetzgeberischer Handlungsbedarf".