Anders als viele Expertenbehaupteten, sei die derzeitige Krise kein einzigartiges Ereignis inder Weltgeschichte, sagte Plumpe. "Viele Krisen des 19. Jahrhundertssind ähnlich verlaufen." Ausgangspunkt für Weltrezessionen sei "fastimmer" gewesen, "dass in Amerika irgendeiner nicht mehr zahlen konnte".Beispiel hierfür sei die erste Weltwirtschaftskrise von 1857. Damalsseien europäische Banken in den amerikanischen Eisenbahnbau verwickeltgewesen. Nach dem Konkurs einer US-Eisenbahngesellschaft habe es eineZahlungskrise unter Kreditgebern in den USA und dann auch in Europagegeben.
Aus Plumpes Sicht hat dieFinanzkrise dem "in den letzten zehn Jahren vorherrschende Modell desausschließlich renditegetriebenen Kapitalismus" die moralischeGrundlage entzogen. Folge sei, dass sich derzeit ein "Wandel derökonomischen Wertvorstellungen" vollziehe, und das Ende desNeoliberalismus eingeläutet sei. "Das Ideal des eigeninteressierten,möglichst deregulierten Wirtschaftsakteurs hat ausgedient." Was nunfolge, sei die politische Vorstellung, "dass der Staat in erheblichemMaße vor den Risiken des Kapitalismus schützen soll", sagte Plumpe.