Die Biontech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci rechnen schon in den kommenden Jahren mit einer Zulassung einer mRNA-Therapie gegen Krebs. "Wir gehen aktuell davon aus, dass bis 2030 die erste mRNA-Therapie gegen Krebs zugelassen sein kann", sagte Sahin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben). "Die Daten unserer Studien werden zeigen, ob wir hier gegebenenfalls auch schneller voranschreiten können."
Insgesamt dauerten die Entwicklungen im Krebsbereich allerdings deutlich länger als im Infektionsbereich. Türeci will die mRNA-Technologie, auf der auch der Biontech-Impfstoff gegen Covid-19 basiert, auch gegen Autoimmunerkrankungen einsetzen. "Das Prinzip der mRNA-Impfung bei Krebs ist, dass man dem Immunsystem die Erkennungsmerkmale des Tumors präsentiert, mit der Aufforderung, die Zellen, die dieses Merkmal aufweisen, zu attackieren", sagte Türeci.
Man könne mit mRNA aber auch genau das Gegenteil machen, nämlich dem Immunsystem sagen, dass es Zellen mit bestimmten Erkennungsmerkmalen nicht attackieren soll. "Das ist ein Konzept, das bei Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden kann." Bei diesen Erkrankungen erkenne das Immunsystem eigene gesunde Zellen als fremd und attackiere sie. Mit der mRNA-Impfung könnte das Immunsystem dann dazu angeregt werden, diese Zellen in Ruhe zu lassen. "Dass das funktioniert, haben wir in präklinischen Studien schon gezeigt", so Türeci weiter. Das Biontech-Team Ugur Sahin, Özlem Türeci, Christoph Huber und Katalin Kariko war am Dienstag für seine Lebensleistung mit dem Werner-von-Siemens-Ring ausgezeichnet worden. Geehrt wurden sie für die Erschließung der mRNA-Technologie, die die Grundlage für die Entwicklung des ersten zugelassenen Impfstoffs gegen Covid-19 bildet.
Foto: Biontech, über dts Nachrichtenagentur