Hier scheinen ebenso sämtlicheMarktmechanismen außer Kraft gesetzt oder neue kreativentwickelt zu werden. Ich sehe hier gar eindeutigeIndizien für eine Preisdrückung ähnlich wie beim Gold.
Doch schauen wir uns mal genauer die Fakten an. Dazu benötigenwir einige Zahlen. Eine wichtige Größe ist derWelttagesverbrauch von Öl und der betrug 2007etwa 86 Mill. bbl. DerPreis wird ja nicht nur durch die Nachfrage, sondern auch Spekulanten(freie und „bestellte“) bestimmt.
Letztere sind seit Sommer, alsÖl bei 147 $/bbl stand, scharenweise geflüchtet, so dass Öl wieder auf einakzeptables Marktniveauhätte fallen können, was ich bei 80$ sehe. Aber derAbwärtstrend ging entgegen aller Erwartungen weiter. Berechtigt? Nein, denn allein schon die herbeigeholten Begründungen halten dem nicht stand.
Inden USA ist 2008 derVerbrauch um etwa 6 %gefallen, maßgeblich bestimmt aber durch den enorm steigendenÖlpreis im 1 Hj. , wobei viele Amerikaner Ihre Fahrzeuge stehenließen, was sie jetzt nicht mehr tun, da Öl wiederspottbillig ist. In Chinaist der Verbrauch um 3,5 % gefallen,was sicher maßgeblich der rückläufigen Produktion inder Krise geschuldet ist.
DieInternationale Energie Agentur IEA ermittelte einenRückgang in 2008 von350.000 bbl auf 85,8Mill. /Tag. Das sindweltweit eben mal gerade 0,4%.Für 2009liegen deren Prognosen jetzt im Vergleich zu 2008 bei 1Mill./Tag weniger, dassind gerade mal 0,6 %weniger -und nennteinen marktgerechtenPreis von 60 $ . DasUS-Energieministerium prognostiziert einen Rückgangvon 1,2 Mill. bbl.Diese entspräche einen Gesamtrückgang vom bisherigenVerbrauchsmaximum (86 bbl/ Tag) von gerade mal 1,5%.
Aufder Angebotsseite senkte jedoch die OPEC die Förderquoten um diebislang größte Menge von 2,2Mill. bbl/Tag, was zumVerbrauchsmaximum einen Rückgang von 2,6% ausmacht.
Esstehen also einem Angebotsrückgang von 2,2 Mill. einMinderverbrauch von maximal 1,2 Mill. Barrel gegenüber. Dasbedeutet, der Markt bekommt hier ein Defizit an Öl von 1 Mill.Sollte hier der Preisnicht steigen ? Nein, er fällt.
Washat es mit dem auf Schiffen gebunkerten Überangebot auf sich ?Diese Menge kommt sicher von denen, welche sich noch nicht an dieausgemachten Förderkürzungen halten. Es zählen ja auchnicht alle Ölförderländer zur OPEC. Andererseitsscheint es für Insider höchst lukrativ zu sein, solcheVorräte aufzukaufen, auch wenn diese 80Mill. bbl gerade maldie Welt 23 Stunden versorgen können, also 0,3% desWeltjahresverbrauchsausmacht. Ist schon eine beeindruckende Menge, die hier alsBegründung den Preisverfall im hohen 2 –stelligenProzentbereich zusätzlich rechtfertigen soll, oder? Zumal sichÖl zeitweise im Contango hält, das Öl im Boden(und imSchiff) teurer als auf dem Markt ist.
Diegeopolitischen Einflüsse bestimmen natürlich ebenfalls dieChartkurve. So spricht man auch von Kriegsaufschlägen und wennich mich in der Welt umsehe, finden derzeit zwei hierfürrelevante Kriege statt, der kalte europäischeGaskrieg in einemerneut kaltem Winter sowie ein heißer Kriegim Gazastreifen.
Wennein Lieferant, wie Russland, aus berechtigten Gründenvorübergehend seine Gasmacht ausspielt, weil sein Spediteur dieeigene Lieferung nicht bezahlt und die für Kunden zutransportierende Menge anderweitig zu höheren Preisenverscherbelt, dann sollten bei diesen administrativen Maßnahmender Russen die Preise für Gas, und vor allem des wenigeranfälligen alternativen Öls steigen. Das taten sie auch-einen Tag lang, dann gings tiefer runter als vorher.
ImGazakrieg könnte man gelten lassen, dass es dort ja schon seitJahrzehnten Konflikte gibt, welche den Öl- und Gasmarkt nichtmehr tangieren, wären da nicht die um 2000herum entdeckten Reserven an Natural Gasvor der Küste desGaza-Streifens, welchevon British Gasauf 123 Mrd.- Kubikmeter ( derzeitiger Marktwert 52 Mrd. € ) zzgl.weiterer Felder in Palästina geschätzt werden. Der Kriegdient also hauptsächlich der Kontrolledieser Off-Shore-Reservenund es ist allgemein üblich, das der Gegenstand um den man sichprügelt sehr wertvoll ist, demnach im Preis sinkt – oder wie?
Weiterhinscheint es um DeutschlandsGasreserven auch nichtso gut bestellt zu sein, wie Anfang Januar postuliert. Hieß esdamals, wir hätten für mindestens4 Wochenunterirdische Reservenund wenn alle Importe plötzlich ausfallen sollen wäre eskein Problem, da eh nur 30% aus Russland kämen. So sind nun per17.1.09 schondie Hälfte dieser Reserven weg.Hat man die etwa massig an die völlig vom Gashahnabgeschnittenen osteuropäischen Länder verschickt? In zweiWochen die Hälfte entleert obwohl nur das eine Drittel Nachschubaus Russland fehlt? Wenn es so ist und weiter geht, dann wird’s abFebruar kalt. Dies stärkt natürlich bei dieser enormenVerknappung den Gaspreis. Richtig erkannt – er fällt deshalbwieder.
Erstaunlich,dass man derzeit auch gar nichts mehr von der Peak-Oil-Legendehört, soll uns doch das Öl demnächst ausgehen. Diesist sicher eingeschränkt war, sofern man mit Peak-Oil die zuangemessenen Marktpreisen leicht förderbaren Reserven ingeringen Tiefen meint. Das erfordert aber mindestens stabile80 $ /bbl.
Außerdemmüssen bei gleichem Weltölverbrauch, also sagen wir malneuerdings 85 Mill bbl/Tag, tatsächliche Fördermengenrückgängemit neuen Feldern kompensieren.Wissen Sie wie viel das sind ? Mindestens5 Mill bbl/Tag! Nurdiese Kompensation findet bei diesen Preisen durch die Gesellschaftenderzeit nur eingeschränkt statt. Es werden also 6 % an Angebotfehlen, zählen wir die OPEC-Drosselung dazu sind es 8,5% . Deshalb steigtderzeit natürlich der Ölpreis! Ach nein, er sinkt ja-logisch. Das was es kaum noch gibt wird ja immer billiger, so billig,dass sich jetzt schon ein unglaublicher Spreadzwischen den beidenReferenzmarken Brent undWTI von 26% ergeben.Also nicht, dass sie jetzt denken, das minderwertige übelriechendeNordseeöl ist um ¼ billiger geworden als die beste süßeÖlsorte der Welt, West Texas Intermediate. Nein es istumgekehrt, der Mercedes ist viel billiger als der Golf.
Haarsträubendsind auch hier die Begründungen: Am Lieferknoten fürNYMEX-Öl in Cushing stiegendie Bestände um 2,5%,der höchste Stand seit April 2004. Also2,5 % temporärmehr macht einen Verfallvon 25% aus, solltendiese Bestände in Oklahoma also auf 5 % steigen dürfte WTIbald nur noch 27 $ kosten und demnächst gibt’s dann beimÖlkauf Geld zurück. Das wäre zumindest die Logik einessolchen „Marktmechanismus“.
Wirerkennen also, dass es hier überhaupt nicht mit rechten Dingenzugehen kann und ich spreche ganz offen von zielgerichteterPreismanipulation,maßgeblich über die dollargehandelte Referenzsorte WTI ander COMEX in London, ähnlich wie mit Gold. Werdas Öl und Gas über seine Währung beherrscht,beherrscht auch seinen Wert.Wie das in andere Richtung funktionierte sahen wir in der Ölkrise1973, wo sich im umgekehrten Fall der Preis vervierfachte. RechnenSie einfach mal 36 $ für WTI x 4 , da kommen sie wieder beimHöchststand raus. Es ist also ganz leicht auch in beideRichtungen möglich – noch. Denn ab diesem Jahr werden dieÖlstaaten aus existentiellen Gründen nicht mehr mitspielen. Sie verlassen allesamt nach und nach die Dollarkonvertierungund drosseln disziplinierter.
Werprofitiert also, abgesehen vom ganz normalen Verbraucher, von diesengedrückten Preisen - cuibono? Ganz klar dieGewinner, welche entgegen der Prognose von Goldman Sachs im März08 bei Höchstständen verkauften und enorme Gewinne auchüber Short-Optionen spekulativ einfuhren. Diese Spekulantensind schon länger heraus warten auf einen Wiedereinstieg.Insider müsste man sein...
Hinzukommt der ganz wichtige ökonomischeDruck auf die abtrünnigen Ölstaaten,welche sich vom Dollar lösen wollen, Ihre in Dollar gehandeltenKredite nicht mehr durch Marktpreise decken und teilweise begleichenkönnen. Das diese Strategie funktioniert sehen wir zuerst invielen Baustopps – das Geld fehlt plötzlich. Nebenbei hat manauch noch die Kontrolleüber deren Ölgewinne,welche nämlich größtenteils inden US-Staatsanleihenschlummern. Notfalls beschlagnahmt man diese mit. Iran hat es erkanntund legt das Ölgeld in Gold an- böse, böse.
Auchdas Abmildern derDepression in den USAdurch stark gesunkene Spritpreise nimmt natürlich etwas Druckaus der Krise und der hilflosen Politik.
Nochbesser ist aber die Strategie, welche ich hinter dem europäischenGasstreit sehe. Diesersicher zielgerichtet inszenierte Konflikt seitens der Ukraine (einUS-Vasall) wird „diplomatisch“ geschickt dazu benutzt, um dieGaspipelines der Ukrainedurch die Amerikanergünstig mit Papiergeld zu kaufen.Für die Bewertung des Kaufpreises solcher Infrastruktur istnatürlich deren Ertrag relevant, und dieser hängt eben vomGaspreis ab. Ein hoher Gaspreis würde den Deal unnützverteuern. Nachhaltig wirkt, dass man dieses Leitungen sowiesogrundsätzlich als „marode“ beurteilt. Verstehen Sie, washier beabsichtigt ist ? Wer die Kontrolle über die Leitungen hat(der künftige Inhaber- in dem Falle die USA), kann beide Seitenkontrollieren, Russland als Lieferanten, die EU als Kunden.
Nachdemalles im Sack ist kann man dann genüsslich die Preise wiedersteigen lassen, schließlich kann man ja nun meine vielen obigaufgeführten Argumente für hohe Preise anführen.Allerdings kann im Zeitplan noch einiges dazwischen kommen. Nämlichwie Trendforscher Gerald Celente für möglich hält: EinplötzlicherÖlpreisschockdurch ein Ölembargoder mit den Palästinensern solidarisierenden Förderländerbei Fortsetzung der israelischen Invasion. Diese Inszenierung hattenwir schon mal – 1973.
Solltetatsächlich der durch die USA vorhersehbare Konflikt eskalieren,hat man vorsorglich den Ölpreissprung bei einer tiefstmöglichenStartmarke positioniert. Wie war das? Vervierfachung in kurzer Zeit –147 $/bbl ? Getestet wurde die Welt ja im Juli 2008 – einigemurrten etwas, aber zwangsläufig wurde es tapfer ertragen. Beieinem so beschriebenem Konflikt dann erst recht, zumal der Schuldigenicht die USA wären sondern die bösen Araber.
Letztendlichprofitieren natürlich auch die Investoren von diesen günstigenEinstiegsbedingungen in alle Bereiche des Öl- und Gasmarktes undwenn erst die Trendumkehr im Chart sichtbar ist, die ersten ihreunwerten Staatsanleihen verkaufen, die Spekulanten aufspringen dannwerden wir Preise sehen, die wir schon mal kannten und einige, dieuns neu sind. Profitieren davon wird derjenige, der sich mit dentieferen Zusammenhängen beschäftigt und entsprechendpositioniert hat.
--->www.erdoelquelle.comzu diesem Thema ist Thomas Göhlerauch demnächst im Interview „Vesna Kerstan-Meinungsbilder“bei www.secret.tvzu sehen.