Der erfolgreiche amerikanischen Schriftsteller Philip Roth („Empörung“) gönnt sich auch
im Alter von 75 Jahren und nach mehr als 25 Büchern kaum eine Pause von der Arbeit.
„Ich arbeite die ganze Zeit“, sagte er der ZEIT. Darüber nachzudenken, ob er glücklich
sei, käme für ihn nicht infrage: „Ich frage mich nur: Geht es voran mit der Arbeit? Und
wenn ich an einem Buch sitze, bin ich lebendig. Ich wache morgens auf und will sofort an
die Arbeit. Die schlimmste Zeit ist diejenige zwischen zwei Büchern. Dann weiß ich nicht,
was ich mit mir anfangen soll. Ich gehe in drei Museen, und dann ist das erledigt. Aber
was soll ich mit meiner Zeit anfangen? Ich bin einfach zum Schreiben da, und wenn ich
nicht schreibe, komme ich mir vor wie ein Wagen, dessen Räder im Schnee durchdre-
hen.“
Beim Schreiben würden ihn seine Interessen leiten: „Natürlich bin ich mir meiner The-
men bewusst. Aber ich könnte nichts Lustiges mehr schreiben, selbst wenn ich es woll-
te. Das ist eine gewissermaßen spontane Entwicklung. Dahinter steckt keine Ideologie
oder irgendwas ähnliches. Es ist auch kein Ergebnis eines Arbeitsplans. Was Sie lesen,
ist eine spontane Widerspiegelung meiner Interessen.“
Zum europäischen Verhältnis gegenüber Amerika sagte Roth der ZEIT: „Es hat immer
einen billigen europäischen Antiamerikanismus gegeben. Völlig verrückt, einfach lächer-
lich. Ignorant. Aber was in den letzten acht Jahren geschehen ist – der neue Antiameri-
kanismus gründet auf der Kriegstreiberei der Bush-Regierung, auf ihrem Provinzialis-
mus, ihrer Geschichtsunkenntnis, ihrer Habsucht und ihrer armseligen Urteilskraft ...
Alles begann am 11. September 2001. Das erste Jahr der Präsidentschaft von Bush
war langweilig und sinnlos. Er hat die Reichen begünstigt, und damit konnten wir leben.
Aber dann kam 9/11, dann der Krieg in Afghanistan, der den Weg öffnete für den Irak-
krieg. Roosevelt hatte gesagt, das Einzige, was wir fürchten sollten, sei die Furcht
selbst. Bush hat die Furcht der Menschen zur Grundlage seiner Macht gemacht – das
ist der Grund des neuen Antiamerikanismus. Als Obama in Berlin sprach, kamen wahr-
scheinlich so viele, weil sie froh waren, dass sie Amerika wieder schätzen können.“