DerFondskongress in Mannheim am 28/29. Januar bot einmal wieder die Möglichkeit,sich einen guten Überblick darüber zu verschaffen, wie die Profis jetzt„ticken“ und welche Anlagestrategien in der Krise opportun erscheinen. Zunächstdarf man positiv herausstellen, dass der Fondskongress, wo ich auch anwesendwar, sehr gut besucht war. Einige Räume waren sogar so überfüllt, dass man annehmen könnte, es werdennun bahnbrechende, wegweisende Trends bekannt gegeben. Das Gegenteil davon warder Fall, denn selbst Profis mit jahrelanger Berufserfahrung wissen nicht, wiees nun weitergehen wird.
Normalerweise sind die Räume nur während eines Mega-Boomsoder einer Hausse überfüllt. Ich habe den Eindruck, dass das Interesse anFinanzanlagen umso größer wird, je mehr sich die Krise ausweitet. Auf demFonds-Kongress sind aber überwiegend Finanzvermittler, die auch ratlos sind undnun sicherlich auch einen schweren Stand haben, ihren Kunden die schlechtePerformance des Vorjahres zu erklären und ihnen zudem Hoffnung für die Zukunftzu machen.
Was dieAssetklassen Aktien, Staatsanleihen und auch Rohstoffen angeht, waren die Aussichtenbei den meisten Profis (=Strategen von Banken, Fonds und Vermögensverwaltungen)wenig hoffnungsvoll für dieses Jahr und für das nächste Jahr wollte sich schongar keiner aus dem Fenster legen. Ausgenommen davon sind die Strategen, die erfolgreicheine Multi-Aseet-Management-Strategie nach dem Total Return-Ansatz oder eineLong/Short-Strategie verfolgen, was im Moment sehr angesagt ist. Auch die Erkenntnis,dass sich Emerging Markets diesen globalen Trends nicht entziehen können und dassexportorientierte Emerging Marktes von der gegenwärtigen Krise besonders hartgetroffen werden, ist nicht neu. Emerging Markets werden immer volatiler alsetablierte Märkte sein, weil Kapitalzu- und vor allem -abflüssen aufgrund derMarktenge zu größeren Kursausschlägen führen. Daran wird sich so schnell nichtsändern.
Dennoch wurdenauf dem Fondskongress auch neue Investmentideen für das smart money wie Afrikabzw. MENA (Middle East-North Africa) thematisiert. Ich empfehle demweitsichtigen Langfristanleger gerade jetzt einen genauen Blick auf die Anlagemöglichkeitenin dem noch weitestgehend unentdeckten Kontinent Afrika zu werfen. Insofern empfehleich auch gerne das Buch von meinem sehrgeschätzten Kollegen Hartmut Sieper „Investieren in Afrika“ (erschienen 2008 imFinanzbuchverlag), das Ihnen einen guten Überblick über dieInvestitionsmöglichkeiten in Afrika gibt. Einige Fondsanbieter haben auch schoneine Reihe von Arabien/Afrika-Produkten lanciert, andere sind noch in Vorbereitung.Es lohnt sich in jedem Fall, schon jetzt einen Blick darauf zu werfen. Schließlichzählten die Börsen aus Marokko, Tunesien und Ghana schon im letzten Jahr zu denTop-Performern unter den Weltbörsen. Außer in Dubai und Südafrika handelt essich dabei größtenteils noch um sehr kleine, illiquide Börsen, die aberwiederum auch größtenteils negativ untereinander korreliert sind. Sogar in Angola und Kongo sollen neue Börsenentstehen und das sind Länder mit enormen Bodenschätzen und großemEntwicklungspotential. Es verwundert nicht, das China dort fast überall schonpräsent ist, um sich wichtige Rohstoffvorkommen zu sichern.
Es sollteauch nicht verwundern, dass sich keiner auf dem Kongress wagte zu sagen, dassin diesem Jahr die Krise schon vorbei sei und wir wieder voller Freude einemneuen Haussetrend entgegenschauen können. Dafür sind die gegenwärtigen Problemezu komplex, zu tiefgreifend und die Wirkung der staatlichen Maßnahmen gänzlichunbekannt. Auch das Thema, was passiert, wenn die gegenwärtigen keynsianischenInstrumente nicht greifen sollten, will keiner so recht zur Sprache bringen.Kurz gesagt: es herrscht allgemeine Ratlosigkeit bei den Profis. Trends für2009/10 sind noch nicht erkennbar, außer dass die Bärenmärkte im Aktienbereichnoch voll intakt sind und eine scharfe Rezession, aber keine Depression 2009wahrscheinlich ist. Gute Chancen wird allgemein Gold eingeräumt, womit ichübereinstimme.
Bei dem Weltwirtschaftsgipfelin Davos machten die meisten Politiker und Wirtschaftsbosse gute Miene zumbösen Spiel. Die Amerikaner, die Krise verursacht hatten, blieben ohnehin zuHause und reisten erst gar nicht erst an. Sie müssen die Wunden zu Hause lecken. AusgerechnetPutin fordert nun die Weltgemeinschaft auf, bald wieder zur Marktwirtschaftzurückzukehren und sich gegenseitig mehr zu vertrauen, womit er aber im GrundeRecht hat. Neue Impulse für die Weltbörsen waren aber nicht erkennbar. Auch inDavos sind die Politiker relativ ratlos. Die Anleger müssen bei dieser labilen Gemengelagemit allem rechnen und dabei besonders auf die Markttechnik achten. Der DAX gabam Freitag um 2,03% nach und schloss bei 4338 Indexpunkten und der Dow Jones gabum 1,82% nach und fiel auf die charttechnisch sehr bedeutsame 8000-erMarke.
Ich bleibedabei: gehen Sie auch an den Ostbörsen voll in Liquidität, wenn der DAX nachhaltigunter 3950 oder der Dow Jones unter 7950 Indexpunkten nachhaltig fallen sollte.Für Gold bleibe ich weiterhin bullish. Der Goldpreis stieg auf ein neuesJahreshoch von 922 USD. In Euro erreichte der Goldpreis sogar ein neuesAllzeithoch von erstmals über 700 €. Er dürfte weiter steigen. Von daher sindauch russische Goldaktien wie Polyus und Polimetal weiterhin aussichtsreich. Polyuswill nun Kazakhgold aus Kasachtstan übernehmen. Der Gewinner des Tages war aberam Freitag der in Russland aktive Öl-Junior Sibir Energy mit einem Plus von 60%auf 2,2 €. Interessant sind auch Aktien mit hohen Dividendenrenditen vor allemim Telekomsektor.
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