Vor 10 Jahren wurde einhistorisches Experiment gestartet, von dessen Gelingen oder Scheitern heute daswirtschaftliche Schicksal ganzer Länder abhängt: Die Einführung des Euros alsBuchgeld zum 1.Januar 1999 und als Bargeld zum 1.Januar 2002 hat damals inEuropa einen einheitlichen Währungsraum von 22 Staaten entstehen lassen, ohnedass sie zu diesem Zeitpunkt eine politisch gefestigte Einheit waren.
Um dem Euro ein solides Fundamentzu geben, wurden im Maastricht Vertrag sog. „Konvergenzkriterien“festgeschrieben und unter anderem eine Höchstverschuldung der Mitgliedstaatenvon 3% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) vereinbart.
Der erste Sündenfall im neuenEuro-Währungssystem geschah jedoch schon kurz nach der Einführung des Euro ,als bekannt wurde, daß sich Griechenland die Mitgliedschaft im Euro-Raum mitgefälschten Dokumenten erschlich; das Land hatte nämlich zuvor zu keinemZeitpunkt die Aufnahme-Kriterien erfüllt! Das dieser, von der weiterenÖffentlichkeit unbemerkt und damit ohne Konsequenzen blieb, kann im Nachhineinals schlechtes Omen für die folgende Entwicklung angesehen werden, zumal auchähnliche Verstöße anderer Staaten (z.B. Deutschland, Frankreich) toleriertwurden. Jegliche Art von Sanktionen blieben aus.
Auch Italien, der Schuldenkönigder EU (106% Verschuldung bezogen auf das Bruttoinland-Produkt und damit einesder weltweit am stärksten belasteten Länder) stand vor der Euro Einführung garam Abgrund. So bestätigte im Jahr 2006 der ehemalige Staatspräsident CarloCiampi in einem Interview mit der FAZ, dass Italien ohne Einführung des Euro imschlimmsten Fall „…ein Land im finanziellen Bankrott“ sein würde. Italiensparte allein schon im 2001 durch die EURO-Einführung 78 Milliarden an Zinsenein!
Dass der Euro politisch gewünschtund auch Vorteile im zwischenstaatlichen Handel in der EU bringt, istunbestritten. Allerdings haben über die Jahre nicht wenige Kritiker daraufhingewiesen, dass der Euro eine Schönwetterwährung sei und erst in einer ernstenKrise seinen Wert beweisen müsse. Und genau diese Krise ist nun auch überEuropa hereingebrochen und mit ihr haben die Spannungen im Euro-Währungsgefügeenorm zugenommen.
Profitierten in den letzten Jahrendie sog. „PIGS“-Staaten (Portugal, Italien, Griechenland und Spanien)noch von den niedrigeren Zinsen im Euro, welche ihrerseits geradezu aberwitzigeImmobilienbooms auslösten (Spanien, Irland!), so hat sich dieWettbewerbssituation dieser Länder gegenüber der Lokomotive Deutschland nundrastisch verschlechtert, was eigentlich wiederum zu einer Währungsabwertung inden betroffenen Staaten führen müsste. Diese Möglichkeit ist jedoch durch dieGesetze der Einheitswährung Euro verbaut.
Diese Diskrepanzen werden mit derIntensivierung der Wirtschaftskrisezunehmen und könnten zu einer relevanten Gefahr für den Euro werden. Auch der„Keltische Tiger“ Irland, der in den letzten Jahren mit großen Wachstumsratenglänzte, ist in Schwierigkeiten geraten. So konnte das Land in letzter Minutemittels umfangreicher Bankgarantien einen Zusammenbruch des Systems vermeiden,wird jedoch nach Expertenmeinung im nächsten Jahr ein Haushaltdefizit von13-15% des BIP einfahren.
Die für die 7 Banken abgegebenen Garantien dürftenaber nicht viel Wert sein, da die Bilanzsumme dieser Institute das BIP vonIrland um mehr als das Zweifache übersteigt. Die Ratingagentur S&P erwägtdeshalb schon, die Kreditwürdigkeit des Landes zu senken, was wiederum dieGerüchte über eine Zahlungsunfähigkeit vermehren dürfte.
Nach Schätzung der EU-Kommissionwerden die 16 EU Mitgliedsstaaten im Durchschnitt ein Haushaltdefizit von 4% indiesem Jahr und 4,4% im nächsten erwirtschaften. Unserer Meinung nach sind das,vor dem Hintergrund der geradezu katastrophalen wirtschaftlichen Nachrichtender letzten Wochen, sehr optimistische Schätzungen, die mit hoherWahrscheinlichkeit noch schlechter ausfallen.
Zwar will der KommissionspräsidentJosé Manuel Barroso Defizitverfahren gegen verschiedene Staaten eröffnen, umden Stabilitätspakt zu retten, die aber angesichts der größten Wirtschaftskriseseit den dreißiger Jahren schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt sind. Dieeigentliche Gefahr lauert ausserdem nicht in den erhöhten Haushaltsdefizitensondern vielmehr in deren Finanzierung. Da der Kapitalbedarf der öffentlichenHaushalte dramatisch ansteigt, kommt es zu einem Wettbewerb zwischen denStaaten um neues Anlagekapital.
Deutschland, der Exportweltmeister undZahlmeister der EU, wird von den Kapitalmärkten als solider Schuldnereingestuft und kann deshalb zu günstigen Zinssätzen neue Schulden aufnehmen.Andere Staaten wie Griechenland oder Irland müssen bereits bis zu 3% mehr anZinsen zahlen. Diese sog. „spreads“ (Zinsaufschläge) dürften in einemgemeinsamen Währungsraum eigentlich gar nicht entstehen, sind aber einuntrügliches Zeichen für das Misstrauen der Marktteilnehmer gegenüber einzelnenMitgliedern der Währungsunion. Griechenland hat inzwischen beim Platzierenneuer Anleihen so große Probleme, dass es sich hauptsächlich bloss noch über 3-und 6 Monatspapiere finanziert.
Das hat übrigens auch Russland 1998 getan, vorseinem Staatsbankrott. In Italien sieht es keineswegs besser aus, zumal indiesem Jahr vom Staat neue Anleihen im Betrag von über Euro 300 Mrd. verkauftwerden müssen. Spanien, Portugal undGriechenland wurden zudem in den letzten Wochen von den Ratingagenturenheruntergestuft, was zusätzlichen Druck erzeugt. Ein Staatsbankrott eines odermehrerer Länder des Euro-Blocks wird immer wahrscheinlicher und könnte das Endedes Euro einläuten.
Wie sind der Meinung, dass sichnicht mehr die Frage stellt, ob, sondern wann die ersten Staatenbankrott gehen und aus dem Euro austreten. Eine mögliche positive Folge könntesein, dass in den verbleibenden Staaten ein Kerneuro weiter besteht. Dasnegative Szenario würde ein komplettes Auseinanderbrechen des Euro beinhalten.
Aus unserer Sicht wird der Euro in seiner heutigen Form nicht mehr langeBestand haben; die täglich steigenden „spreads“ an den Finanzmärkten zeigendies auch schon an. Wir möchten in diesem Zusammenhang auf einnicht unwichtiges Detail aufmerksam machen: Bei der Einführung des Euro wurdeein mögliches Scheitern schon einkalkuliert, indem die EU-Staaten vereinbarten,alle Euroscheine mit einem Landes-Code zu versehen. So kann im Notfall jedesLand wieder zu einer nationalen Währung zurückkehren.
Vor der Öffentlichkeit wurde diesjedoch heruntergespielt oder vernebelt; schließlich sollte der Eindruck derUnumkehrbarkeit erweckt werden. So sind alle aus Deutschland stammendenGeldscheine vor der Seriennummer mit einem „X“ gekennzeichnet. Wir warnenausdrücklich davor, größere Bargeldbeträge mit den Kennzeichnungen „Y“(Griechenland), „T“ (Irland), „S“ (Italien), „M“ (Portugal) und „V“ (Spanien)zu horten, da im Falle eines Austritts oder Staatsbankrottes eine sofortigeAbwertung der entsprechenden Geldscheine erfolgen würde. Gerüchten zufolgewerden bereits in ganz Europa Geldscheine mit der „X“- Kennzeichnung(Deutschland) gehortet.
Wie gehen wir davon aus, dass auf die Bankenkrise eine weltweiteWirtschaftskrise folgt. Diese wiederum wird zu einer Währungskrise und zuStaatsbankrotten führen und das Ende des Euro einläuten. Das Ende könnteschneller kommen als es die Politiker heute noch wahr haben wollen.
Jürgen Bulling (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)