Die gestrigen Auftragseingänge hatten es schon befürchten lassen: Diedeutsche Industrieproduktion ist im Dezember in den freien Fallübergegangen. Sie brach um 4,6% ein. Einen ähnlich markanten Rückganghatte es zuletzt Anfang 2005 gegeben, noch stärkere in den Jahren 1989und 1984.
In allen diesen Phasen stellten die miserablen Ergebnissejedoch Ausreißer dar. Derzeit ist dies aber nicht der Fall. Der Absturzder Produktion im Dezember bildet lediglich den vorläufigen Höhepunkteiner Serie von vier aufeinander folgenden starken Rückgängen.Kumuliert ist die Industrieproduktion seit August 2008 um 12,8%eingebrochen. Das Vorjahresniveau wird jetzt um 12,0% unterschritten.Zum Vergleich: Der Tiefpunkt in der Rezession 1992/93 lag bei -10,8%.
Während sich im Dezember die Bauproduktion mit +1,4% imVormonatsvergleich und die Energieproduktion mit -1,0% noch recht gutbehaupteten, ging der Ausstoß im Verarbeitenden Gewerbe um 5,3% zurück.Eine Führungsposition nimmt hierbei die Automobilbranche ein. Hier wirddas Vorjahresniveau um 32,4% unterschritten, gefolgt von derChemieindustrie mit -21,5% und der Metallindustrie mit -20,3%.
Die Zahlen lassen überhaupt keinen Zweifel daran, dass sich diedeutsche Industrie in der tiefsten Rezession seit Bestehen derBundesrepublik Deutschland befindet. Das Tempo des Abschwungs gerade imDezember wirft aber dennoch die Frage auf, ob hier auch Sondereffekteeine Rolle gespielt haben, die den Absturz kurzfristig noch akzentuierthaben. So halten wir es z.B. durchaus für möglich, dass ungewöhnlichviele Industrieunternehmen in Anbetracht der extremen Unsicherheit, dieaus der Wirtschafts- und Finanzkrise resultiert, die wenigarbeitgeberfreundliche Lage von Weihnachten dazu genutzt haben, ihreBetriebe vorübergehend komplett still zu legen.
Aber selbst wenn dies der Fall sein sollte, dürfte dasProduktionsniveau im ersten Quartal weiter sinken. Der negative Effektder rückläufigen Aufträge und das Ausmaß der allein in der Autobranchebeschlossenen Kurzarbeit dürfte so stark sein, dass weitereProduktionseinschränkungen nicht zu vermeiden sind. Es bleibt damit dieHoffnung auf eine Stabilisierung der Industrie im Frühjahr. Ganzleichte Lichtblicke haben im Januar die Stimmungsindikatoren aus demUnternehmensbereich geliefert. Sie bedürfen allerdings nochnachhaltigen Bestätigungen in den kommenden Wochen und Monaten.