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Vulkane: Glut-Titanen der Unterwelt

Vulkane, die feuerspeiende Giganten, gehören zu den faszinierensten Naturphänomene unserer Erde überhaupt. Während sich wandelnde Eisberge bis zu 90% unter der Wasseroberfläche verbergen, präsentieren sich die majestätischen Vulkanberge meist in voller Pracht und Größe.

 

Von Hans-Jörg Müllenmeister

Einige von ihnen lauern noch ruhig atmend ungeformt in ihren Magma-Kammern, die bis zur Grenze des oberen Erdmantels in mehr als 40 Kilometer Tiefe reichen. Geduldig warten sie auf ihren Höllenauftritt auf der Erden-Bühne.

All diesen Vulkanen schreiben wir Menschen schon seit Urzeiten göttliche Kräfte zu. Sie lauern, wie der schlafende Yellowstone-Gigant oder der tiefschlafende Feuerriese unter den Eifel-Maare auf ihren apokalyptischen Auftritt. Jüngst geben die Phlegräischen Felder unter Neapel deutliche Warnzeichen! Neben den zerstörerischen Kräfte der majestätischen Ungeheuer, fördern einige von ihnen manch Edles aus der Unterwelt ans Tageslicht. Diesen Schätzen aus der Unterwelt wollen wir einmal nachspüren.
 
Auf der Erde gibt es mehr als 1900 Vulkane, 1500 davon sind aktiv. Vulkanologen zählen alle Vulkane dazu, die in den letzten 10.000 Jahren ausgebrochen sind. Darunter sind rund 700 Schichtvulkane. Zu meinem Bedauern habe ich als Vulkan-Enthusiast nur ein mageres Dutzend von ihnen besuchen können. Selbst die „verschollenen“ Vulkane der Eifel werden als aktiv bezeichnet, weil unter ihnen eine ausgebreitete, aktive Magmakammer vorhanden ist.
 
Die meisten Vulkane gibt es dort, wo die ozeanischen Platten an den Rändern der Kontinente abtauchen und im Erdmantel wieder aufgeschmolzen werden. Hinter diesen Plattengrenzen liegen die Zonen, wo die Erdkruste besonders viele Risse und Spalten hat. Dort steigt das Magma aus dem Erdmantel auf und bildet an der Erdoberfläche die Vulkane.

Die meisten Schichtvulkane finden sich an Subduktionszonen, etwa entlang des pazifischen Feuerrings, aber auch auf Island und im Mittelmeerraum. Berühmt-berüchtigte Vertreter sind: der Mount Helens in USA, der Fujian in Japan, der Pinatubo auf den Philippinen, der Vesuv in Italien, der Ätna auf Sizilien oder der Merapi auf Java – der aktivste aller Vulkane. Übrigens, der Kaiserstuhl in der oberrheinischen Tiefebene, verdankt seinen Ursprung einem Schichtvulkan im Tertiär. 

Die schreckliche Seiten der Vulkane

Vulkane können den Tod bringen; sie zerstören Städte und können ganze Kulturen auslöschen. Deshalb zählen Vulkanausbrüche zu den schlimmsten Naturkatastrophen. In den letzten 500 Jahren starben etwa 200.000 Menschen durch die Folgen von Vulkanausbrüchen. Der Krakatau-Ausbruch von 1883 forderte zwar keine direkten Opfer, aber durch den Einsturz des Inselvulkans entstand eine 20 Meter hohe Flutwelle, in der 36.400 Küstenbewohner der benachbarten Inseln Java und Sumatra umkamen.

Der Donnerschlag dieser gewaltigen Explosion war noch in 5000 km Entfernung bis nach Australien zu hören. Asche ging über ein Gebiet von 830.000 Quadratkilometern nieder. Sie verteilte sich über mehr als 70% der Atmosphäre und absorbierte 20% der Sonneneinstrahlung. Die mittlere Jahrestemperatur sank gegen Ende für die Dauer von drei Jahren um 0,8°C. Durch die Wucht der Explosion entstand eine riesige fast 40 Meter hohe Flutwelle. Von der ehemals großen Vulkaninsel blieb nur Anak Krakatau, das „Kind des Krakatau“ , der Vulkanschlot selbst, erhalten.

Die nützliche Seiten der Vulkane

Vulkanische Energie. Unter idealen Bedingungen kann die immense Wärme von Vulkane genutzt werden, um daraus Elektrische Energie zu erzeugen (Geothermik): Naturdampfkraftwerke sind in der Lage große Mengen an Energie zu produzieren. Der Dampf schießt mit Überschallgeschwindigkeit unter ohrenbetäubendem Lärm aus den Bohrlöchern. Ein einziges Bohrloch kann bis zehn Megawatt liefern, was jährlich etwa 80 Gigawatt entspricht. Die aus Naturdampf der Geysire gewonnene elektrische Energie ist drei- bis viermal günstiger als die der Wasserkraftwerke, thermoelektrischen Anlagen oder Kernreaktoren. Ein Beispiel für ein solches Geothermie-Kraftwerk findet sich in Wairakei/Neuseeland. 

Neben der industriellen Nutzung der Erdwärme haben die Maori, die Ureinwohner Neuseelands, seit über 2000 Jahre die Vulkanwärme für ihre traditionelle Hāngi-Speisen genutzt. In den geothermischen Regionen rund um Rotorua gibt es zahlreiche Möglichkeiten, an einer dieser einzigartigen, im natürlichen Wasserdampf gegarten Festmahlzeiten teilzunehmen. Diese Speisen werden traditionell in Flachsblätter gewickelt und mit heißen Steinen auf dem Grund eines gegrabenen Erdlochs platziert. Danach wird alles mit nassen Tüchern und einem Erdhaufen bedeckt, um die Hitze der Steine zu bewahren. Nach einigen Stunden Garzeit heißt es für uns Touristen: „Kia mākona“ – guten Appetit. 

Eine ähnliche Kochkunst erlebte ich auf der Azoren-Insel São Miguel mit dem kulinarischen Eintopfgericht Cozido das Furnas. Der köstliche Eintopf gart mehrere Stunden lang in Löchern im geothermischen Boden bei Temperaturen von etwa 64°C bis 96°C. Hier sagt man mit Recht: „Bom apetite“.

Vulkanische fruchtbare Erde. Vulkane bieten den Unerschrockenen eine wertvolle Ressource: nährstoffreiche, fruchtbare Böden. Besonders eindrucksvoll konnten wir dies als Touristen rund um den Mount Bromo in Indonesien beobachten. Die Einheimischen haben unterhalb des Vulkans große Kohlfelder angelegt. Der 2.329 m hohe Strastovulkan auf der indonesischen Insel Java trägt den Name Bromo, abgeleitet vom hinduistischen Schöpfergott Brahma. Heute noch hat der Vulkan eine mythologische Bedeutung, wobei früher Kinder und heute Naturalien als Opfergaben dargebracht werden.

Vulkanstoffe

Lava. Wenn Magma, das glutflüssige Gestein des Erdinneren, aus dem Vulkan austritt, wird es Lava genannt. Sie tritt bei Vulkanausbrüchen mit Temperaturen bis 1.300 Grad Celsius an der Erdoberfläche aus. An der Oberfläche kühlt die Lava zuerst ab und es bildet sich aufgrund der Entgasung eine raue, blockartige Oberfläche. Je höher der Anteil an Kieselsäure, d.h. je sauer die Lava, desto zähflüssiger ist sie. Beim Abkühlungsprozess entstehen die typischen sechseckigen Basaltsäulen. Basalt ist das häufigste Vulkanitgestein und besitzt die höchste Verbreitung. Durch seine Verwitterungsbeständigkeit wird Basalt als Baustein geschätzt.

Tuff. Die bei der Effusion geförderten Lockergesteine setzen sich aus unterschiedlichen Gesteinsgrößen zusammen, etwa aus Asche, Lavafetzen und Gesteinstrümmer. Durch Rotieren während des Fluges nehmen die noch heißen Schmelzen rundliche, gedrehte oder spindlige Formen an. Die abgelagerten Auswürflinge und verfestigten Auswurfprodukte bezeichnet man als Tuffgestein.

Glutlawinen sind die gefährlichsten vulkanischen Phänomene: ein Gemisch aus Asche und vulkanischem Gas, das dichter als die Atmosphäre ist. Diese können sich mit einer Geschwindigkeit von mehr als 100 km/h hangabwärts bewegen und treten etwa bei der Hälfte aller Vulkanausbrüche auf. Am verheerendsten von allen auf der Erde vorkommenden Naturkatastrophen sind sogenannte Ignimbrite; es sind Ablagerungen von Gesteinslawinen, die bei einem Vulkanausbruch entstehen.

Sie  werden auch als pyroklastische Ströme bezeichnet. Hier breiten sich Glutwolken mit Geschwindigkeiten bis zu über 500 km/h über Gebiete von mehreren hundert Kilometern Durchmesser aus. Die Glutwolken selbst sind so heiß, dass glutflüssige Partikel vom Himmel regnen und auf der Erdoberfläche zu einer durchgehenden Gesteinsdecke erstarren. Eine der schlimmsten Katastrophen dieser Art ereignete sich am 8. Mai 1902 beim Ausbruch des Mt. Pelée auf Martinique, als durch eine Glutwolke die 30.000 Einwohner der Stadt Saint-Pierre ums Leben kamen. 

Gesteinsgläser

Obsidian. Ein faszinierendes Gesteinsglas entsteht, wenn Lava so schnell abkühlt, dass sie keine Zeit hat, Kristalle zu bilden. Dieses kompakte Gesteinsglas, das aus gasarmer Lava entsteht, hat eine amorphe Struktur, die durch die rasche Abkühlung und das Einschließen von Gasen entsteht. Diese Struktur verleiht dem Obsidian seine charakteristische Schärfe und Härte.
In der Steinzeit wurde Obsidian aufgrund seiner scharfen Kanten zur Herstellung von Waffen und Werkzeugen verwendet. Auch heute noch findet es Anwendung, insbesondere in der Chirurgie, wo Obsidian-Skalpelle für ihre außergewöhnliche Schärfe von Aufschneidern geschätzt werden.

Ein bekanntes Vorkommen bildete sich auf der Insel Lipari auf Sizilien am Fuße des Monte Pilato. Das Vorkommen war heiß begehrt und machte Lipari zu einem bedeutenden Wirtschaftszentrum der Steinzeit. Mit Beginn der Eisenzeit verlor der Obsidian an Bedeutung und damit auch die Insel nördlich von Sizilien.

Bimsstein. Er entsteht bei gasreicher, zähflüssiger Lava unter schneller Abkühlung. Dieser besitzt ein Porenvolumen von bis zu 85%. Durch eine plötzliche Druckentlastung an der Erdoberfläche wandern die Gase aus und hinterlassen viele Hohlräume im Gestein. Dadurch schwimmt Bimsstein sogar auf dem Wasser.

Eindrücke von der Umgebung der Vulkane
Die tropische Vulkaninsel Réunion im Indischen Ozean ist ein wahres Naturwunder. Das Bergmassiv des Piton de la Fournaise, auch bekannt als “Glutofen”, erinnert an eine geheimnisvolle Mondlandschaft und versetzt jeden Betrachter in ehrfürchtiges Staunen. Die nahezu übernatürliche Vulkan-Landschaft löst bei Besuchern einen Schauer aus – einfach utopisch grandios!
 
Der Popocatépetl, ein mächtiger Vulkan mit einer Höhe von 5.452 Metern, thront am Rand des mexikanischen Hochlands, etwa 70 km von Mexiko-Stadt entfernt. Seine eher monotone, kegelförmige Aschenhalde hat einen konstanten, starken Böschungswinkel. Menschentritte hinterlassen Mulden im rieselfreudigen, dunkelgrauen Sand. Mit einer Leichtathletik-Sportgruppe erreichten wir damals aus zeitlichen Gründen nur eine Höhe von etwa 5.000 Metern. Ab dieser Höhe geht der lockere Sand in festes Gestein über. Bemerkenswert ist, dass man nur im Laufschritt entlang der Fall-Linie, in einer Art Abwärtsgleiten, vom Ascheberg herunter “geh-rutschen” kann. Durch das Wegrutschen der Asche vergrößert sich die Schrittlänge automatisch.
 

Faszinierende Vulkanarten

Vulkane sind nicht nur beeindruckende Naturphänomene, sondern auch vielfältig in ihrer Entstehung und Form. Hier sind einige bemerkenswerte Vulkanarten:

Caldera-Vulkane. Bei starken Ausbrüchen kann der Berggipfel durch den ungeheuren Druck komplett weggesprengt werden. Den so entstandenen Kraterkessel bezeichnet man als Caldera. Interessanterweise kann eine Caldera auch durch den Einsturz der Magmenkammer entstehen. Man nimmt an, dass nach heftigen Ausbrüchen, bei denen riesige Mengen von Magma gefördert wurden, ein Hohlraum in der Magmakammer entsteht. Wenn diese der überlagernden Last nicht mehr standhält, entsteht die Caldera.

Schichtvulkane oder Stratovulkane sind faszinierende geologische Formationen. Weltweit gibt es 129 aktive Vulkane, von denen 65 als besonders gefährlich gelten. Viele Inseln in den Ozeanen, wie zum Beispiel Hawaii, haben einen vulkanischen Ursprung. Auf Hawaii befindet sich der beeindruckende Mauna Kea, der größte Vulkan der Erde. Mit einer Höhe von 10.000 Metern über dem Meeresboden und einem Volumen von 40.000 Kubikkilometern ist er ein wahrhaft majestätischer Schildvulkan. Unter seinem Gipfel, in einer Tiefe von etwa drei bis sechs Kilometern, liegt eine Magmakammer, die von einem mindestens 50 Kilometer langen senkrechten Förderkanal, dem sogenannten Mantel Plume, gespeist wird.

Vulkanite und ihre Auswirkungen. Vulkanite liefern aufgrund ihres Phosphor- und Kaligehalts sehr nährstoffreiche Böden, auf denen Fruchtbäume und Weinstöcke hervorragend gedeihen. Daher sind die unteren Hänge der Vulkane in gemäßigten und tropischen Klimazonen oft dicht bevölkert. Seit dem Altertum werden aus den durch Fumarolengase in Kaolin umgewandelten Vulkaniten Porzellanerde und Alaun gewonnen. Zinnober- und Antimon-Lagerstätten entstehen unter subvulkanischen Bedingungen aus magmatischen Restlösungen.

 

Der Mount Merapi in Indonesien. Im langjährigen Durchschnitt findet nahezu jeder siebte Vulkanausbruch auf der Welt in Indonesien statt. Kein Wunder, denn unter dem Inselreich kollidiert die australisch-indische mit der riesigen eurasische Erdkrustenplatte. Der berühmteste Vulkan in Indonesien ist der Mount Merapi. Er liegt auf der Insel Java und ist einer der aktivsten Vulkane der Welt. Sein Name bedeutet “Berg des Feuers”. Der 2.968 Meter hohe Feuerberg liegt etwa 35 km nördlich der Großstadt Yogyakarta. Der Merapi hat eine lange Geschichte von Eruptionen und ist für seine zerstörerische Kraft bekannt. Wir konnten von der weltberühmten hinduistische Tempelanlage Prambanan und dem größten buddhistischen Tempelkomplex Borobudur aus, den 40 km entfernt liegen majestätischen Vulkan ehrfürchtig bewundern. 
 
Faszinierende Vulkane mit außergewöhnlichen Eigenschaften
 
Kawah Ijen in Indonesien. Dieser Vulkan ist bekannt für seine blauen Flammen, die nachts aus dem Krater aufsteigen. Diese Flammen entstehen durch brennendes Schwefelgas, das bei Kontakt mit der Luft leuchtet – ein atemberaubender Anblick!
 
Kawah Ijen hat noch mehr zu bieten: In seinem fast 300 m tiefen Krater ruht nicht nur ein 180 Meter tiefer Säuresee, sondern auch ein mächtiges Fumarolenfeld. An den Fumarolen herrschen Temperaturen zwischen  240°C bis zu 600°C. Oftmals sind die Temperaturen so hoch, dass flüssiger Schwefel in Flammen aufgeht. Dieses einzigartige Schauspiel muss man einmal gesehen haben, wenn nachts der  Schwefelbrand in saphierblauen Flammen aufleuchtet.

Die Fumarolen (vulkanischer Gasaustritt) fördern am Ijen täglich bis zu zehn Tonnen Schwefelgas. Durch ein spezielles wassergekühltes Rohrsystem kondensiert der Schwefel aus den Gasen, der unterhalb von 115°C fest wird. Minenarbeiter brechen diesen Schwefel mit Eisenstangen heraus und tragen ihn schulternd in Körben bis zur drei Kilometer entfernten Verladestation. Dort wird der Schwefel gewogen und verladen. Doch die Arbeitsbedingungen sind unmenschlich: Pro Ladung fördern die Schwefelarbeiter bis zu 70 kg Schwefel, für den sie lediglich einen Hungerlohn von 2,50 Euro erhalten.

Maximal zwei dieser Höllenlasten können sie pro Tag hinauftragen. Der Ijen ist in der Tat ein mordsgefährlicher Vulkan: Phreatische Eruptionen – dampfgetriebenen Explosionen aus dem Grund des Säuresees – haben bereits 1976 das Leben von 49 Schwefel-Arbeiter gefordert. Der Säuresee ist mit einem pH-Wert von 0,2 (wie Essigessenz) der sauerste Kratersee der Welt. Die ätzenden Dämpfe schädigen die Lunge der bedauernswerten Minenarbeiter und verursachen auch große Schäden an der Vegetation. 

Der Ol Doinyo Lengai in Tansania. Dieser Vulkan ist der einzige Vulkan weltweit, der Natriumkarbonat-Lava (Soda) ausstößt, anstatt der üblichen Silikatlava. Diese Lava ist so dünnflüssig, dass sie fast schwarz aussieht und bei niedrigeren Temperaturen fließt. Ein faszinierendes Phänomen, das die Einzigartigkeit dieses Vulkans unterstreicht. 
 
Edle Schätze aus dem tiefen Schlund der Erde
 
Das Big Hol in Südafrika. Wussten Sie, dass alle gefundenen Diamanten primär aus Vulkanschloten, den Piepes, stammen? Diese werden später durch Verwitterung alluvial verfrachtet. Das „glutflüssige Förderband“ Kimbalit befördert Rohdiamaten aus den Tiefen des Erdmantels. Diamanten entstehen in einer Tiefe von über 150 Kilometern. Dort sind Druck und Temperatur hoch genug, um aus dem einfachen Kohlenstoff den wertvollen kubisch-flächenzentrierten (andere C-Modifikation) Rohdiamaten zu formen.
 
Erst 1869 entdeckte man den ersten Diamanten (genannt „Eureka“ mit 21,25 ct) im Muttergestein Kimberlit – und zwar im späteren legendär gewordenen Big Hol in Südafrika. Von 1871 bis 1914 wurden 22,5 Millionen Tonnen Gestein ausgehoben, aus dem insgesamt 2.722 kg Rohdiamanten gewonnen wurden. Das entspricht 14,5 Millionen Karat. Das Big Hole ist ein beeindruckendes Überbleibsel einer Diamantenmine aus dem 19. Jahrhundert. Es liegt mitten in der Stadt Kimberley und ist das größte von Menschenhand je geschaffene Loch.
 
Wer einmal dieses von Menschen Hand größte gegrabene Loch gesehen hat, ist überwältigt von seiner Größe. Als Tourist kann man von einem Stahlgerüst aus in den Abgrund schauen und die Geschichte des Big Hole im angrenzenden Bergbau- und Freiluftmuseum erkunden. Das „Große Loch“ bedeckt eine Fläche von 17 Hektar und hat einen Durchmesser von 460 Metern. Nach Aufgabe des Tagebaubetriebs war das Loch 240 Meter tief. Heute ist es teilweise mit Wasser gefüllt, und der Wasserspiegel liegt 175 Meter unter der Oberfläche der Umgebung.
 
Feinster Goldregen aus der Erdtiefe
 
Einige Vulkane haben die faszinierende Fähigkeit, Gold aus den Tiefen der Erde an die Oberfläche zu bringen. Hier sind einige bemerkenswerte Beispiele:
 
Der Mount Erebus in der Antarktis ist der südlichste aktive Vulkan der Welt, hat eine erstaunliche Eigenschaft: Er spuckt täglich winzige Goldpartikel aus – insgesamt etwa 100 Gramm pro Tag, was dem Gewicht von etwa drei Krügerrand-Münzen entspricht. Und das mitten in einer eisigen Wüste!  Die Partikel sind jedoch zu klein und zu weit verstreut, um sie einsammeln zu können.
Gold entsteht in Vulkanen nicht direkt, aber bestimmte Prozesse tragen zur Bildung von Gold bei, insbesondere hydrothermale Prozesse. Dabei zirkuliert heißes Wasser oder Dampf durch das Gestein und löst Mineralien wie Gold aus dem umgebenden Gestein heraus. Wenn das Wasser abkühlt, kann das Gold ausfallen und sich in Rissen und Spalten, etwa in Quarzgängen, ablagern.
Auch der Ausbruch des Mount St. Helens im Jahr 1980 setzte Gold und Silber frei, allerdings nicht in wirtschaftlich rentablen Mengen.
Die Hishikari Mine in Japan ist bekannt für ihre hohen Goldgehalte. Das Gold in dieser Mine stammt aus vulkanischen Gesteinen und hydrothermalen Ablagerungen. Laut dem World Gold Council wurden bisher etwa 190.000 Tonnen Gold auf der Welt gefunden, und es wird geschätzt, dass noch etwa 54.000 Tonnen unter der Erde liegen.
 
Der Vulkan Kudrjawy verdampft ein Mineral der Platingruppe
 
Der Vulkan Kudrjawy auf der Kurilen-Insel Iturup verdampft das seltene Rhenium-Mineral Rheniit. Das Element Rhenium ist seltener als Gold und Platin und hat eine hohe Dichte von 21,02 kg/Liter – ein Eimer voll würde über 200 kg wiegen! Bemerkenswert ist, dass man Rhenium-Staub wegen seiner Dichte nicht einfach wegblasen kann. Reines Rhenium kristallisiert in einer hexagonalen Kugelpackung als hartes, weißglänzendes Schwermetall. Mit einem Schmelzpunkt von 3.186°C hat es den zweithöchsten Schmelzpunkt aller Elemente; der Siedepunkt von Rhenium mit 5.596°C übertrifft sogar den von Wolfram.

Rheniit ist das einzige bislang bekannte Rhenium-Mineral aus der Platin-Gruppe. Erstmals entdeckt wurde es 1992. Der Schichtvulkan Kudrjawy ist damit weltweit einzigartig aufgrund seiner stark Rhenium- und Indiumhaltigen Fumarolen. 

Ein Schmuckstück aus den Tiefen der Erde: Haüyn vom Laacher See
In der Nähe des Laacher See-Vulkans bei Mendig in der Osteifel liegt ein weltweit einzigartiges Vorkommen eines himmelblauen Edelsteins: der Haüyn. Dieser Fundort mit dem seltenen und meist schleifwürdigen Edelstein ist ein wahres Paradies für Mineraliensammler. An Ort und Stelle habe ich sogar eine japanische Familie bei der Mineraliensuche gesehen. In den 12.800 Jahre alten Lavamassen, die bei einem Ausbruch des Vulkans herausgeschleudert wurden, funkelt dieses Juwel gelegentlich in einem strahlenden Blau. Meist sind es kleine Haüyn-Kristalle, die aus den hellen Bimsbrocken schimmern.
 
Diese Kristalle sind perfekt spaltbar, jedoch äußerst druck- und säureempfindlich. Unter UV-Licht mit einer Wellenlänge von 390 nm leuchtet der Haüyn in einem faszinierenden Rot-Orange. Das Mineral ist ein sehr komplexer Mischkristall und gehört hauptsächlich zur Sodalith-Gruppe. Der bisher größte Haüyn-Kristall mit einem Durchmesser von etwa 3,2 cm wurde im Jahr 2012 gefunden und befindet sich, soweit bekannt, im Besitz der Technischen Universität Bergakademie Freiberg.
 
Ende Gelände: Wenn der Yellowstone-Supervulkan ausbricht
 
Der Yellowstone-Supervulkan ist ein beeindruckendes, aber auch beunruhigendes geologisches Phänomen, das auf seinen nächsten „Auftritt“ wartet. Ob ein Vulkan ein Supervulkan ist, hängt übrigens in erster Linie von der Explosivität der Eruption und der Menge des dabei ausgeschleuderten Materials ab. Diese Kriterien erfüllt dieser Supervulkan bei weitem. Die beiden Magmakammern des schlummernden Giganten liegen acht bis 16 Kilometer unter der Erdoberfläche und fassen gigantische 56.000 Kubikkilometer. Das weiß man aus seinen historischen Ausbrüchen, denn er ist mindestens dreimal in den vergangenen 2,1 Millionen Jahren ausgebrochen. Sein letzter Ausbruch vor rund 630.000 Jahren hinterließ eine 75 Kilometer lange und 37 Kilometer breite Caldera.
 
Ein Ausbruch hätte verheerende Folgen für die umliegenden Regionen. Kurz nach der Eruption würden zehntausende Menschen alleine durch den Regen aus Lava, Gesteinsbrocken und Asche umkommen. Die 800°C heiße Lava würde innerhalb kürzester Zeit eine riesige Fläche rund um Wyoming bedecken und alles Leben im weiten Umkreis zerstören. Die mit Asche „angereicherte“ Atmosphäre würde erheblich das Weltklima verändern. Selbst im 3.000 Kilometer entfernten New York City würde Asche die Straßen millimeterdick bedecken und alles lahmlegen. Das Weiße Haus würde gründlich gesandstrahlt.
 
Die globalen Folgen eines Vulkanausbruchs wären verheerend. Die in die Atmosphäre geschleuderten Gase und Vulkanasche würden das Sonnenlicht „dimmen“ und einen vulkanischen Winter verursachen – in Westeuropa wäre es so kalt wie in Sibirien. Ernten würden vernichtet, Hungersnöte ausbrechen und Abermillionen Menschen weltweit sterben. Für unsere Zivilisation bedeutete dies im Spiel des Lebens: Zurück auf „Los“, oder schlimmer noch, zurück in die Steinzeit.
Hochaktuell: Alte Ausbruchskollegen des Yellowstone-Vulkans sind die Phlegräischen Felder in Italien, die gerade jetzt aktiv werden!
 
Die Phlegräischen Felder
 
Diese weitläufige Region supervulkanischer Calderas, bekannt als Campi Flegrei, liegt westlich von Neapel – einer Gegend, in der auch die berüchtigte Camorra ihr kriminelles Unwesen treibt. Es dünkt, als würden diese feurigen Giganten ihretwegen aus ihrem langen Schlummer seit dem letzten großen Ausbruch im Jahr 1538 erwachen. Die Erdoberfläche hebt sich bedenklich, begleitet von immer stärkeren Erdbeben. Diese Alarmzeichen sind ernst zu nehmen! Ein nächster Ausbruch könnte sich zu einem katastrophalen Ereignis in Europa entwickeln. Verstärkt werden diese Warnsignale durch die gleichzeitigen Ausbrüche von Stromboli und Ätna.
 
Trotz aller modernen Frühwarnsysteme bleibt die bange Frage: Wann werden der Yellowstone-Vulkan und/oder die Phlegräischen Felder ihr zerstörerisches Debüt geben? Müssen wir in naher Zukunft damit rechnen, dass die gigantischen Naturgewalten uns daran erinnern, wer der wahre Herrscher im Universum ist? Werden sie unseren Frevel gegen die Natur und Menschlichkeit weiterhin ungestraft lassen? 

„Die Natur ist unerbittlich und unveränderlich, und es ist gleichgültig, ob ihre verborgenen Gründe und Handlungsweisen dem Menschen verständlich sind oder nicht.“ – Galileo Galilei.

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