"Die Banken sind an einem grausigen Scheideweg" sagt Robert Reich,Arbeitminister unter US-Präsident Bill Clinton. "Sie verlieren denBoden unter den Füßen." In beinahe jedem Bereich des Kreditmarktes gebees Leute, die ihre Schulden nicht zurückzahlen könnten. "Das bedeutet,dass die Banken im Prinzip insolvent sind."
Barry Ritholz, Finanzanalyst und Buchautor zu den Ursachen der Finanzkrise: Früher basierte die Vergabe eines Kredits auf der Fähigkeit desSchuldners, das Darlehen auch zurückzuzahlen. "Jetzt aber begründet siesich auf der Fähigkeit der Bank, das Darlehen zu verbriefen und zuverkaufen". Doch diese "Fähigkeit" haben die Finanzinstitute nun komplett verloren. Das Vertrauen in die gesamte Branche sank gegen Null.
Nun versucht es Bill Seidman, der frühere Chef des US-Einlagensicherungsfonds FDIC, mit einem alten "Patentrezept". Ertritt für einekurzzeitige Verstaatlichung der Banken ein. Genau das hat dieUS-Regierung bei der Sparkassenkrise in den 1980ern getan.
Damals übernahm ein Regierungsfonds hundertegescheiterte Sparkassen, verkaufte die Aktiva, feuerte das bisherigeManagement und enteignete die Aktionäre. Doch die Frage bleibt, ob dies heute ebenfalls möglich ist. Denn die Krise von heute unterscheidet sich von der in den 80igern dramatisch.
Damals verkaufte der Staats-Fonds Sparkassen-Aktiva im Wert von 400 MilliardenDollar. Danach bot der Staat die sanierten Geldinstitute wieder privaten Investoren an. Die Steuerzahler kostete das letztlich etwa 125 Milliarden bis150 Milliarden Dollar, gut 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Doch heute sieht die Rechnung sicherlich anders aus.
Doch Seidmanvertritt die Ansicht, ein solches Vorgehen hätte auch heute größteErfolgschancen und würde den Steuerzahler viel weniger kosten, weil dieRegierung keine faulen Papiere aufkaufen oder immer neue Milliarden indie schlingernden Banken pumpen müsste. Allerdings - in den 1980erJahren konnte die Regierung greifbare Werte aus dem Bankenbesitzverkaufen wie Grundstücke oder Autos - heute dagegen lagern in den Bankenbüchern bizarre Papiere, welche im Zweifel niemand einschätzen kann. Diese dürften praktisch nicht verkäuflich sein.
Dennoch, Bill Seidman, der schonin den 1980er Jahren maßgeblich an der Bewältigung der damaligenSparkassenkrise in den USA mitgewirkt hat, tritt auch heute für eineVerstaatlichung der Banken auf Zeit ein.
Einen anderen Weg wird vorrausichtlich der neue US-Finanzminister vorschlagen. Thimothy Geithner plant die Kreditvergabe der Banken wieder in Schwung zu bringen indem staatliche Anreize gesetzt werden, welche die Privatinvestorendazu bringen könnten, den Banken Problempapiere abzukaufen. Doch auch hier stellt sich die Frage, ob private Investoren überhaupt kaufen wollen.