Damit wird eine Verhandlungslösung mit dem US-Investor wahrscheinlicher.Flowers hält zurzeit knapp 25 Prozent der HRE-Anteile. Finanzminister PeerSteinbrück (SPD) drohte bislang ihm mit der Enteignung, falls er seine Aktiennicht zu einem marktgerechten Preis abgeben will. Flowers hatte seine Aktienfür 22,50 Euro pro Stück gekauft und verlangte zuletzt noch 10 Euro. Angesichtsdes Kursverfalls will die Regierung aber weniger als 2 Euro zahlen.
Steinbrück ist der Ansicht, dass der Bund mindestens 95 Prozent an der HREhalten muss, um eine weitere Verbrennung von Steuergeld zu verhindern. Auch dieRefinanzierung der Bank am Kapitalmarkt werde dann einfacher, so Steinbrück.Die HRE hat durch zwei Rettungsaktionen insgesamt 92 Mrd. Euro vom Steuerzahlerund anderen Banken erhalten. Von einer „geordneten Insolvenz“ hältman auch im Finanzministerium nichts, weil dann bis zu 92 Mrd. Euro verlorenwären.
Die Finanzexperten der Unionsfraktion bezeichnen die Diskussion um eineBundesbeteiligung von 95 Prozent dagegen als „Phantomdebatte“. Sieargumentieren, dass der Bund mit einem Anteil von 75 Prozent genug Einfluss beider HRE hätte und die Refinanzierung ebenfalls gesichert wäre. Sie wollen eineKonsenslösung mit Flowers herbeiführen. Auch der neue WirtschaftsministerKarl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ging gestern eher auf Distanz zu einerZwangsverstaatlichung der HRE. Er sagte: „Was die Frage derVerstaatlichung angeht, zähle ich mich zu den glühenden Romantikern“ undsprach sich für Verhandlungen mit J.C. Flowers aus, ohne allerdings den Tag zupräzisieren.