Sag mir, wo der blinde Fleck ist, und ich sage dir wohin der Markt will
Dabei gehöre ich zu den Spekulanten, die immer wieder den blinden Fleck suchen. Der blinde Fleck des Marktes ist die Prognose, die keiner auf dem Schirm hat, die niemand bedenkt, besser noch, die sich niemand vorstellen mag. Schließlich wissen wir aus der Erfahrung, dass der Markt oft in Richtung des blinden Flecks der Anleger tendiert.
Erinnern Sie sich an Ende 2002? Die Untergangsstimmung, die Verschwörungstheorien und die Horror-Nachrichten waren am Anschlag. Ein tiefe Resignation und Hoffnungslosigkeit hatte sich breit gemacht. Und trotzdem, damals gab es noch Bullen! Ich kann mich sogar an mehrere Analysten erinnern, die damals bei knapp über 2000 Punkten im DAX nicht nur bullish waren, sondern sogar davon sprachen, dass wir bald wieder die 8000 Punkte Marke sehen werden. Natürlich wurden solche dramatischen Prognosen damals nur müde belächelt. Es war also genau der blinde Fleck der Spekulanten, und was tat der DAX? In nur 4-5 Jahren erreichte er diese Zielmarke, etwas, womit fast niemand gerechnet hat.
Jetzt gibt es keine Bullen mehr. Und der blinde Fleck liegt eindeutig auf der Bullenseite...
Dieses Mal ist alles anders!
„Doch dieses Mal ist alles anders“, höre ich Sie sagen. Die Krise jetzt ist schärfer, schneller, umfangreicher, als alle anderen Krisen. Analysten behaupten, man könne an diese Krise nicht die Maßstäbe der normalen Krisen in den letzten 80 Jahren anlegen. Es wäre die große Depression, die uns bevorsteht, vielleicht sogar der Untergang der kapitalistischen Systeme. Auch ich kann mich von solchen Gedanken nicht ganz frei machen. Aber immer wenn ich den Satz höre: Dieses Mal ist alles anders, muss ich an ein Statement denken, das ein sehr bekannter Börsenkommentator im Jahre 1988 (!) von sich gegeben hat. Ich zitiere aus dem Buch „Magier der Märkte“. Zunächst die Frage des Autors:
"Dieses Mal wird alles anders." Ich nehme an, dass der Aktienmarkt von 1987 ein ausgezeichnetes Beispiel für diese Art von Selbstbetrug ist?
„Richtig. Das Angebot an Aktien wurde immer knapper. Eines der bedeutendsten Wall-Street-Häuser veröffentlichte 1968 eine viel gelesene Studie über den Hintergrund einer bevorstehenden Aktienverknappung und darüber, warum der Bullenmarkt bis zum Top vier Jahre anhalten müsste. (Der Bullenmarkt hielt bis Ende 1968 und anschließend kam es zu einem 40 % - Einbruch der Märkte.)
1987 hörte man dasselbe wieder: "Wir haben zu wenig Aktien, weil es zu viele Käufer gibt."
Wenn der Bärenmarkt ganz unten angelangt ist, werden wir einen Mangel an Kapital und ein gigantisches Überangebot an Aktien haben - das kann ich Ihnen versichern. "
Jim. B. Rogers
Auch im Jahr 2000 war wieder alles anders. Die Revolution der Märkte wurde erwartet. Rezessionen schienen für immer aufgrund geldpolitisch geschickter Maßnahmen gebannt. Das Internet versprach zudem unendliche Gewinne. Es folgte, wie Sie wissen, wieder ein großer Crash. Und 2003 war auch alles anders. Der Salami-Crash, den es so bisher auch noch „nie“ gegeben hatte, wies auf eine lang anhaltende tiefgreifende Rezession in den USA hin. Der Irak-Krieg sollte einen Flächenbrand auslösen und die Welt ins Chaos stürzen. Doch wiederum war nicht alles anders, sondern es kam lediglich anders. Der Markt startete eine gigantische Rally.
Geld und Aktien
Aber gerade der letzte Satz von Jim Rogers sollte uns aufhorchen lassen. Wir haben in den letzten Monaten einen deleveraging Effekt erlebt. Institutionelle
Mit anderen Worten, wir befinden uns weiterhin in einer Situation, in der es viele Aktien aber nur wenig Geld gibt. Vielleicht muss der Markt sogar noch eine Ebene tiefer, damit endlich die Masse diese Tatsache erkennt. Wenn wir aber in der Presse lesen, dass die Krise noch weiter geht, weil es zu viele Aktien für den aktuellen Mangel an Geld gibt, wird der Boden erreicht sein. Dann sollten wir auf jeden Fall bereit sein, in den Markt einzusteigen.
Streichen Sie den Satz aus Ihrem Bewusstsein
Aber die Aussage, dass dieses Mal alles anders ist, den sollten Sie streichen. Dieser Satz darf für uns Anleger nicht gelten. Es ist eben diese Vorstellung, die bisher Spekulanten gerade in Extremsituationen immer wieder in die Irre geführt hat und somit vielen Menschen viel Geld gekostet hat.
Natürlich kann es sein, dass dieses Mal alles wirklich zusammenbricht. Natürlich können wir mit einem Fuß bereits in der größten Krise der Nachkriegszeit stehen. Aber niemand garantiert Ihnen, dass es auch 2010 noch so sein wird. Halten Sie aus diesem Grund die Augen offen, lassen Sie sich nicht von den Nachrichten und schon gar nicht von der Mainstream-Meinung einlullen. Die erfolgreichsten Investoren waren immer diejenigen, die in Krisenzeiten zum richtigen Zeitpunkt Initiative gezeigt haben.