Wo sich Stanford aufhält, ist derzeit unklar. CNBC berichtete, dass er versuchte, einenPrivatjet zu mieten, um von Houston nach Antigua zu fliegen. DieLeasingfirma habe jedoch seine Kreditkarte nicht akzeptiert.
Unterdessen versuchen verzweifelte Sparerauf Antigua und in Venezuela, bei Banken des Stanford Imperiums Geld von ihren Kontenabzuziehen. In der venezolanischen Hauptstadt Caracas strömten ebenfalls besorgte Kunden in die Filialen der StanfordInternational Bank. Venezuela gilt als zweite Zentrale des Stanford Imperiums.
Die auf Antigua ansässige Tochterfirma derStanford Group steht im Zentrum der Betrugsvorwürfe derUS-Börsenaufsicht SEC. Nach Angaben der Regulierungsbehördenhaben die Bürger des lateinamerikanischen Landes rund 2,5Milliarden Dollar bei der Bank angelegt. Damit stammeschätzungsweise ein Drittel der dort investierten Gelder vonVenezolanern.
WohlhabendeVenezolaner investieren ihr Geld oft im Ausland, da siepolitische Krisen in dem von dem sozialistischen PräsidentenHugo Chavez regierten Land fürchten. Ein venezolanischerStanford-Mitarbeiter sagte, dass alle Konten eingefroren sein.
Doch nicht nur Venezuela und Antigua sind vom Fall des Stanford Imperiums betroffen. Die Krise hinterlässt in ganz Mittelamerika Spuren. InPanama übernahmen die Regulierungsbehörden ein demStanford-Imperium angeschlossenes Unternehmen, einekolumbianische Tochtergesellschaft stellte ihre Aktivitäten ander Börse ein.
Epizentrum des Stanford-Zusammenbruchs ist nach wie vor die Karibikinsel Antigua. Dort standen mehr als 600 Menschenvor einer Filiale der Bank of Antigua Schlange. Das Institut istebenfalls Teil des Finanzimperiums Stanfords.
Stanford ist auf Antigua undBarbuda der größte privateArbeitgeber. Der Ministerpräsident des Inselstaates, BaldwinSpencer, sagte, die Vorwürfe könnten "katastrophale"Auswirkungen haben. Gleichzeitig rief er die Bevölkerung jedochauf, nicht in Panik zu verfallen.
Die SEC wirft Stanford vor, hochverzinsteEinlagenzertifikate im Wert von acht Milliarden Dollar inbetrügerischer Absicht vertrieben zu haben. Das Modell wirdbereits mit dem 50-Milliarden-Dollar-Betrug von Madoff verglichen. Laut "Forbes" betrug das Privatvermögen Stanfords imvergangenen Jahr 2,2 Milliarden Dollar.
In den USA hofft JustizministerEric Holder derweil, dass es keine weiterenBetrugsfälle vom Ausmaß der Fälle Stanford und Madoff gebe.
Unterdessen droht der Fall Stanford die Krise in der Karibik allgemein zuzuspitzen. Auf Guadeloupe und Martinique herrscht bereits Ausnahmezustand.
15.000 Urlauber haben ihre Ferien storniert oder wurden von denVeranstaltern umgebucht. Die wenigen Touristen, die sich dort noch aufhalten, verschanzen sich in ihren Hotels. Einige Hoteliershaben nun Wachpersonal angeheuert, das für die Sicherheit der Gästesorgen soll. In mehreren Badeorten gibt es seit Dienstag keinfließendes Wasser mehr. Die Streikenden hätten wohl die Hähnezugedreht, hieß es beim Krisenstab in Pointe-à-Pitre.