Lieber Leser,
in abgeschwächter Form erinnert der Börsengang von Snap an den Neuen Markt zu seinen besten Zeiten kurz vor der letzten Jahrtausendwende. Mit 24 US-Dollar lag der Eröffnungskurs 40% über dem Ausgabepreis von 17 Euro. In der Folgezeit hangelte sich der Kurs noch bis auf rund 27 US-Dollar aufwärts, bevor größere Gewinnmitnahmen einsetzten, die aller Voraussicht nach die letzten gewesen sein dürften.
Bewertung geradezu absurd
Bereits auf Grundlage des Ausgabepreises lag die Bewertung beim 60-fachen Jahresumsatz. Bedenkt man, dass die Facebook-Aktie bei ihrem Börsengang gerade einmal halb so hoch bewertet war, ist es sicher nicht übertrieben, bei der Snap-Aktie von einer fast schon grotesken Überbewertung zu sprechen.
Fragliches Geschäftsmodell und nachlassendes Wachstum
Darüber hinaus bestehen bei dem Unternehmen erhebliche Zweifel, dass sich das Geschäftsmodell selbst längerfristig als profitabel erweist. Diese Bedenken gab es hinsichtlich der Anteilsscheine von Facebook auch. Aber das weltweit größte soziale Netzwerk verzeichnete ein derart starkes Wachstum, dass sich signifikante Werbeeinnahmen generieren lassen. Bei Snap hingegen könnten die besten Tage möglicherweise schon vorbei sein.
So kamen im Schlussquartal lediglich 5 Mio. neue Nutzer hinzu, während es beim Konkurrenten Instagram 100 Mio. waren. Dass das Unternehmen in dem bei der US-Börsenaufsicht eingereichten S1-Filing selbst auf die Möglichkeit hinweist, niemals rentabel zu werden, mag primär juristische Gründe haben. Dennoch dürfte sich die Snap-Aktie meiner Einschätzung nach längerfristig eher wie die Anteilsscheine von Twitter als die von Facebook entwickeln.