Lieber Leser,
gegen höhere Rohölpreise abwärts ging es zu Wochenbeginn mit den Notierungen der Gazprom-Aktie. Verantwortlich hierfür dürften zumindest teilweise Mutmaßungen sein, dass der russische Quasi-Monopolist künftig weniger Erdgas nach Europa verkaufen kann. Diesen Spekulationen ist Putins Lieblingskonzern entschieden entgegengetreten.
Bis auf weiteres sitzen die Russen in Europa fest im Sattel
Derzeit beträgt Russlands Anteil am europäischen Erdgasverbrauch 34% und Gazprom ist zuversichtlich, diesen Anteil in den kommenden Jahren trotz einer zunehmenden Flüssiggas-Konkurrenz (LNG) weiter auszubauen. Mindestens noch für zwei Dekaden will Gazprom den Erdgasmarkt auf dem alten Kontinent dominieren. Ähnlich wird die Sache bei Royal Dutch Shell und BP gesehen, die davon ausgehen, dass Russland bis 2035 der größte Erdgas-Lieferant für Europa bleiben wird.
LNG-Hoffnungen vorerst eben nur Hoffnungen
Daran wird auch der Wunsch vieler Europäer nach einer Diversifizierung durch LNG-Lieferungen aus den Vereinigten Staaten nichts ändern, auch wenn die Produktion im Land der unbegrenzten Möglichkeiten infolge des Fracking-Booms massiv in die Höhe geschnellt ist. Bislang wurden noch keine entsprechenden Lieferverträge in nennenswertem Umfang abgeschlossen, was sicher auch daran liegt, dass die LNG-Preise außerhalb Europas höher als die Gaspreise auf dem Kontinent sind. Bis auf weiteres muss Gazprom sich also keine Sorgen machen, dass der Konzern große Marktanteile in Europa an LNG-Lieferanten verliert. Dessen ungeachtet beteilige ich mich persönlich ausschließlich in absoluten Ausnahmefällen an stattlich kontrollierten Konzernen, weil mir das politische Risiko zu hoch ist. Das gilt für Gazprom genauso wie z.B. für Petrobras.