Liebe Leser,
stellen Sie sich schon einmal darauf ein, dass der Großteil der Presse am 15. März über das Thema „Rekordverlust bei E.ON“ schreiben wird. Denn an diesem Tag legt der Energiekonzern seinen Geschäftsbericht für 2016 vor. Aber Sie sollten sich kein X für ein U vormachen lassen. Ich will mich nicht zu der Aussage versteigen, dass dieses Minus unbedeutend sei. Doch die eigentlichen wichtigen Zahlen, die Ihre volle Aufmerksamkeit genießen sollten, schlummern im Bericht zum 4. Quartal.
Die Logik ist einfach: Der zu erwartende Konzernverlust im Bereich um die 10 Mrd. Euro ist im Wesentlichen auf Abschreibungen und Wertberichtigungen zurückzuführen. Oder wie es im Bilanzdeutsch heißt: „nicht cash-wirksam“. Dieses Minus ist quasi noch Teil der alten E.ON. Doch die Zahlen für das 4. Quartal werden erstmals Einblick gewähren, wie es für die neue E.ON ohne Gas- und Kohlekraftwerke läuft. Sie werden also viel über das zukünftige Potenzial aussagen.
Die Konsensschätzungen
E.ON steht als DAX-Unternehmen im Fokus der Analysten. Insgesamt 21 Analysehäuser haben konkrete Prognosen veröffentlicht. Das Überraschungspotenzial bei wichtigen Kennziffern wird folglich überschaubar sein. Für das EBITDA liegt die Konsenserwartung für 2016 zurzeit bei 4,84 Mrd. Euro. Beim EBIT sind es knapp 3 Mrd. Euro. Und beim „nachhaltigen“ Konzernüberschuss werden 817 Mio. Euro vorhergesagt. Mit nachhaltig meinen die Experten den von den horrenden Wertberichtigungen unbefleckten Überschuss.
Übersetzt bedeutet dies: Die Analysten trauen E.ON durchaus eine Menge zu. Denn der Konsenswert für das EBIT rangiert beispielsweise am oberen Ende der Unternehmensprognose für 2016 (2,7 bis 3,1 Mrd. Euro). Nach den 9-Monats-Zahlen erscheinen die oben genannten Kennziffern auch durchaus realistisch. Zudem dürfen die Aktionäre wohl damit rechnen, dass E.ON im vergangenen Jahr seine Nettoverschuldung deutlich reduzieren konnte (nach 9 Monaten um ca. 15 %). Dieser Punkt wird in den kommenden Jahren noch zunehmende Bedeutung erlangen. Denn nur so gewinnt der Konzern genügend Handlungsspielraum für Investitionen in Erneuerbare Energien.