Lieber Leser,
wer gehofft hatte, nach den in den USA geschlossenen Vergleichen könnte VW endgültig einen Schlussstrich unter den Dieselskandal ziehen, sieht sich getäuscht. Denn unlängst meldete sich die EU-Kommission zu Wort. Im schlimmsten Fall kommen auf die Wolfsburger jetzt weitere milliardenschwere Belastungen zu.
EU-Kommission verlangt finanzielle Zugeständnisse
Laut der Justizkommissarin Vera Jourova sowie verschiedenen Verbraucherschutzbehörden hat der Autobauer durch die Manipulation der Abgaswerte bei einigen Dieselfahrzeugen gegen europäische Verbrauchergesetze verstoßen. Deshalb fordert die Kommission über die zugesagte Reparatur hinaus finanzielle Zugeständnisse oder zusätzliche unentgeltliche Service-Leistungen für die auf dem alten Kontinent 8,5 Mio. betroffenen Kunden. Bis Ende April verlangt man von VW diesbezüglich konkrete Vorschläge. Legt man die 5.000 US-Dollar zugrunde, die VW amerikanischen Kunden als Entschädigung zahlt, könnten auf den Konzern weitere milliardenschwere Belastungen zukommen.
Rechtslage nicht mit den USA vergleichbar
Doch ganz so einfach ist es nicht: In Europa haben Unternehmen ein Recht auf sogenannte Nachbesserung, das in Übersee nicht existiert. Mit den in Aussicht gestellten kostenlosen Reparaturen haben die Wolfsburger diese Ansprüche der Kunden erfüllt. Auf der anderen Seite lässt sich ohne eine detaillierte juristische Prüfung schwer sagen, ob das Verhalten nicht tatsächlich gegen europäisches Verbraucherrecht verstoßen hat. Der Markt bewertet das Risiko weitere Milliardenstrafen offenbar als quasi nicht existent.
Ich bin mir da nicht ganz so sicher. Auch wenn die VW-Aktie günstiger als die Dividendenpapiere von Daimler sein mögen, würde ich eher zu den Anteilsscheinen der Schwaben greifen, falls ich vorhätte, mein Depot um eine entsprechende Position zu ergänzen.