Angst vor Verstaatlichung
Was aktuell die Anleger verunsichert, sind derzeit weniger enttäuschende Konjunkturdaten - hier trüben sich derzeit die Perspektiven in Osteuropa und Japan wesentlich stärker ein. Diesseitsund jenseits des Atlantiks sind es wieder einmal Hiobsbotschaften ausdem Bankensektor, die die Märkte erschüttern. In den USA machen sich Aktionäre Sorgen, dass Bank of America und Citigroup verstaatlicht werden könnten. In Deutschland nimmt ein Gesetz konkrete Formen an, das als Ultima Ratio die Sozialisierung von Kreditinstituten vorsieht. Zudem belastete ein Bericht über angeblich riesige zusätzliche Verlustrisiken aus großvolumigen außerbilanziellen Geschäften bei der Hypo Real Estate, was diese freilich dementierte.
Was aber wohl noch schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen werden kann, dass sich selbst innerhalb der Eurozone Staaten mit der Krisenbewältigung und der Konjunkturankurbelung übernehmen. Diskutiert wird die Perspektive vonSchieflagen in Irland und Griechenland, die die Notwendigkeit von Bail-outs durch andere Eu-Staaten nach sich ziehen oder gar die Existenz der europäischen Gemeinschaftswährung bedrohen könnte.
Dass eine Sprecherin der Bundesfinanzministeriums bereits Zweifel am Bestand der Währungsunion zerstreuen musste, spricht eine deutliche Sprache. Gleichwohl fällt auf, dass die Aktienmärkte vor allem durch die Bankenwerte nach unten gezogen werden - was wegen der Perspektiveeiner Verstaatlichung eine durchaus verständliche Reaktion darstellt.Ebenfalls sehr schwach derzeit sind die Versicherer. Sie leiden darunter, dass sie Anleihen in ihren Portfolios haben, die inzwischennicht mehr als absolut sicher gelten: Staatsanleihen aus den EU-Ländern beispielsweise, die jetzt ins Gerede gekommen sind. In vielen anderen Sektoren sind die neuerlichen Verluste aber deutlich weniger ausgeprägt.
Zudem sind die Handelsvolumina niedrig. Viele Investorengruppen haben sich fast vollständig aus dem Markt zurückgezogen. Zu nennen sind hier die Privatanleger, aber auch die Lebensversicherer. Diese haben die Aktienquote ihrer Portfolios auf historische Tiefstände zurückgefahren. Große Versicherer halten jetzt zum Teil deutlich weniger als 10% Aktien. Das Engagement der Assekuranz gilt aber als ein typischer Spätindikator bei Dividendentiteln.
Abwesenheit der Käufer
Die Verluste zumindest außerhalb des Finanzsektors sind derzeit vor allem der Abwesenheit der Käufer geschuldet. Diese scheuen noch den Wiedereinstieg, könnten sich aber in den kommenden Wochen angesichts der niedrigen Kurse zu ersten selektiven Käufen durchringen.
Ein Unsicherheitsfaktor sind derzeit die Hedgefonds. Sie dürften noch bis Ende März überwiegend auf der Verkäuferseite stehen, weil sie auf die bei ihnen angemeldeten Mittelabzüge ihrer Kunden reagieren müssen. Insofern ist es möglich, dass beispielsweise der Dax noch bis 3800 oder 3600 Punkte durchrutscht. Trotz des neuerlichen Abtauchens der Indizes spricht aber nach wie vor einiges dafür, dass es ab dem zweiten Quartal an den Aktienmärkten endlich aufwärts geht.