Lieber Leser,
nach einem börsentechnisch überaus enttäuschenden Jahr 2016 mit Kursverlusten von nahezu 40 Prozent hatten viele Marktteilnehmer beim Windmaschinenbauer Nordex in diesem Jahr auf einen Turnaround gehofft. Doch davon ist das TecDAX-Unternehmen nach den ersten 2 ½ Monaten meilenweit entfernt. Seit Jahresbeginn belaufen sich die Kurseinbußen bereits wieder auf rund ein Drittel. Das Verpassen des Auftragsziels für 2016 und vor allem die unlängst ausgesprochene Umsatzwarnung für das laufende und das nächste Jahr haben die Anleger gehörig vor den Kopf gestoßen.
So sehen die neuen Ziele aus
Für 2017 rechnet das Management um Konzernchef Lars Bondo Krogsgaard lediglich mit Erlösen von 3,1 bis 3,3 Mrd. Euro, nachdem zuvor 3,35 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden war. Vorläufigen Zahlen zufolge beliefen sich die Einnahmen 2016 aber bereits auf 3,4 Mrd. Euro, so dass de facto von einem Umsatzrückgang ausgegangen wird. Und auch bei der operativen Rendite (Ebitda-Marge) traut sich die Konzernführung nur mehr einen Wert von 7,8 bis 8,2 Prozent zu, nach 8,4 Prozent in 2016. Nordex begründete die Anpassung der Prognose mit Projetverschiebungen in einigen Kernmärkten und einem verspäteten Markteintritt in Indien. Wenn dem so ist, verwundert es aber schon, dass selbst für 2018 die Ziele nach unten korrigiert wurden. Die neue Prognose sieht bei konstanter Ebitda-Marge einen Umsatz zwischen 3,2 und 3,6 Mrd. Euro vor, nachdem ursprünglich 4,2 bis 4,5 Mrd. Euro anvisiert worden war.
Ist das Vertrauen dahin?
Bei den Analysten, die Nordex regelmäßig beobachten, hat sich die Stimmung inzwischen deutlich gewandelt. Vor der Ende Februar ausgesprochenen Umsatzwarnung gab es fast nur Kaufempfehlungen für den Windkraft-Titel. Doch nun scheint das Vertrauen weitestgehend aufgebraucht, denn bis auf eine Ausnahme (Warburg Research) gab es seither nur Halte- oder Verkaufsempfehlungen. Dennoch liegt das durchschnittliche Kursziel mit 16,27 Euro knapp 20 Prozent über dem aktuellen Kursniveau.
Wie geht es weiter?
Trotz der wenig erbaulichen Nachrichtenlage oder gerade deshalb („Buy on bad news, sell on good news“) könnten Anleger auf die Idee kommen, die Kursschwäche zum Einstieg zu nutzen. Denn klar ist natürlich auch, dass Erneuerbaren Energien die Zukunft gehört und die darin involvierten Unternehmen mittel- und langfristig profitieren dürften. Hinzu kommt, dass sich Nordex durch die Übernahme von Acciona Windpower (AWP) deutlich breiter aufgestellt hat und das Geschäft damit weniger europalastig geworden ist.