Schachsuperstar Magnus Carlsen, 34, war ein großes Talent, aber ohne Auszeit von der Schule wäre er womöglich nicht dort, wo er heute ist.
Magnus sei erst wirklich aufgeblüht, als er nicht mehr zur Schule gehen musste, sagte Vater Henrik Carlsen dem SPIEGEL.
Im Jahr 2003 nahmen er und seine Frau die Kinder aus der Schule, um mit dem Wohnmobil eine Familienreise durch Europa zu unternehmen. Die Carlsens unterrichteten Magnus und seine drei Schwestern selbst, die Familie schaute sich Europas Sehenswürdigkeiten an, und Magnus spielte Schachturniere.
»Er hat dieses Jahr, in dem er viel unterwegs war und nicht frühmorgens aufstehen musste, um zur Schule zu gehen, als entscheidend für seine Entwicklung bezeichnet«, sagte Henrik Carlsen: »Wir haben gesehen, wie er gereift ist.«
Magnus Carlsen wurde im Jahr darauf im Alter von nur 13 Jahren Großmeister, mit 22 wurde er Weltmeister. Heute gilt er als einer der besten Schachspieler der Geschichte.
Carlsens Erfolg erklärt sein Trainer Peter Heine Nielsen auch damit, dass Carlsen Schach nicht als Wissenschaft betrachte. »Viele Schachspieler haben einen eher akademischen Ansatz«, sagte Nielsen dem SPIEGEL: »Magnus dagegen hat einen sportlichen, er ist ein Wettkämpfer.«
2023 gab Carlsen seinen Weltmeistertitel im klassischen Schach freiwillig ab. Für seinen Vater kam das nicht überraschend. »Er hat bei jedem WM-Match darüber nachgedacht, ob er es überhaupt spielen soll«, sagte Henrik Carlsen. Das klassische Schach war seinem Sohn zu langweilig geworden.
Trotzdem spielte Magnus Carlsen im Januar für den FC St. Pauli in der Bundesliga klassisches Schach. »Ab und zu ist das zu besonderen Anlässen schon okay«, sagte Carlsen dem SPIEGEL.