Die Kommentare zu Kursbewegungen an den Börsen werden immer surrealer. Mal ist von "Schnäppchenjagd" bei Bankaktien die Rede. Mal von Erleichterungsrallye weil der Staat mal wieder Abermilliarden ins Bankensystem pumpt.
In Anbetracht der weltweiten Wirtschaftssituation von "Schnäppchenjagd" zu sprechen, zeugt sicherlich nicht gerade von Börsensachverstand. Dass es dagegen aufgrund der Jahrhunderttalfahrt manchmal zu enormen technischen Gegenreaktionen kommt, ist nur all zu verständlich.
Besonders augenfällig sind die Börsenkommentare des Mainstreams, wenn es eine zufällige Korrelation zwischen Staatseingriffen und höheren Börsen kommt. Dann heisst es: "Hoffnung auf Bankenrettung etc..." haben zu Käufen geführt.
Dass vielmehr vielleicht nur noch das Einddecken von Shortpositionen den Börsen einen kurzes Aufatmen verdanken, dazu fehlt den meisten Börsenkommentatoren offensichtlich die nötige Markteinsicht.
Den Vogel schoss heute wieder mal Reuters ab. mit einer Begründung, warum AIG sage und schreibe 7% gestiegen ist. Noch abenteuerlicher allerdings ist die Begründung, warum es zu diesem Kursaufschwung gekommen sei. Immerhin hat AIG in der letzten Zeit über 100 Milliarden Dollar Staatsstütze kassiert und erst jüngst noch mal 60 Milliarden zum Überleben erhalten, was mit Sicherheit nicht die letzte Finanzspritze seitens des Steuerzahlers war.
So feierte Reuters gester den "Sprung der AIG-Aktien" - und so wird man es heute dann in vielen Zeitungen lesen:
AIG-Aktien sprangen dank der neuen Staatshilfen gegen den Trend um mehr als sieben Prozent in die Höhe auf 45 Cent. Die Anleger waren erleichtert, dass damit die Gefahr neuer Herabstufungen durch die Ratingagenturen abgewendet wurde.
Wer die Börse kennt, der schmunzelt über eine solche Meldung allenfalls. Doch sie ist symtomatisch für die derzeitige Berichterstattung im Mainstream.