Liebe Leser,
das zurückliegende Jahr war für den deutschen Automobilzulieferer Leonie sicherlich kein einfaches. Im Sommer 2016 wurde bekannt, dass der Konzern Opfer einer ausgefeilten Betrugsmasche wurde. Noch unbekannte Täter hatten gezinkte Dokumente und Identitäten genutzt, um über elektronische Kommunikationswege insgesamt 40 Millionen Euro auf Konten in Asien zu überweisen. Der Schaden für das Unternehmen war so groß, dass die Jahresprognose überworfen wurde.
Hinzu kamen ausgedehnte Restrukturierungskosten, die den Kabelspezialisten ebenfalls einschneidend belasteten.
Die Zahlen
Schauen wir uns die Zahlen des jüngst veröffentlichten Geschäftsberichts für 2016 im Detail an. Der Umsatzerlös verschlechterte sich leicht um minus 1,6 Prozent auf 4,43 Milliarden Euro. Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) musste man ebenfalls Rückgänge hinnehmen. Der Wert verringerte sich aufgrund der oben erwähnten Verwicklungen um satte minus 48,4 Prozent auf 78,1 Millionen Euro. Um Sondereinflüsse bereinigt, verbesserte sich das operative Ergebnis allerdings um 11,6 Prozent auf 160,2 Millionen Euro. Der Konzernüberschuss rutschte mit minus 86,3 Prozent eklatant auf 10,5 Millionen Euro ab. Neben den Schäden durch den Betrugsfall brachte Leoni insgesamt 31 Millionen Euro für die Umstrukturierung auf.
Dividende angesichts der Lage überraschend hoch
Der operative Cashflow verringerte sich von minus 5,2 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 40,3 Millionen Euro im Jahr 2016. Leoni schlägt der Hauptversammlung eine Dividende in Höhe von 0,50 Euro je Wertpapier vor. Zum Vergleich: 2015 schüttete man noch 1,00 Euro je Aktie aus. Angesichts der miserablen Gewinnlage ist eine Ausschüttung von 0,50 Euro je Aktie durchaus hoch angesetzt. Denn die komplette Ausschüttungssumme würde daher 16 Millionen Euro betragen und somit den Konzerngewinn übertreffen.
Die Prognose
Für 2017 rechnet der Konzern mit Verbesserungen. So soll der Umsatz um circa 5 Prozent auf etwa 4,6 Milliarden Euro steigen. Beim Konzern-EBIT geht man von einer Steigerung auf 180 bis 200 Millionen Euro aus. Leonie erwartet positive Auswirkungen auf den Ertrag, welche durch den Wegfall der Belastungen aus dem Betrugsskandal sowie der Reduzierung der Restrukturierungskosten bedingt sind.
Mittelfristig plant Leoni ein organisches Umsatzwachstum in Höhe von 4 bis 5 Prozent. Bis 2019 will man die EBIT-Marge des Konzerns wieder im mittleren einstelligen Bereich stabilisieren. Der freie Geldfluss (Free Cashflow) soll in Zukunft ebenfalls wieder positive Werte aufweisen.
Aktie klettert
Die Börse bewertete den Geschäftsbericht am Donnerstag positiv. Das Papier legte im XETRA-Handel zur Mittagszeit über 6 Prozentpunkte zu. Die aussichtsreiche Prognose des Kabelspezialisten dürfte hierfür den Ausschlag gegeben haben.